Kommentar Automobilindustrie

Mehr als grau oder schwarz

Für die deutsche Autoindustrie lief es im vergangenen Jahr ganz gut. Aber es gibt Defizite. Die zeigen sich vor allem in China.

Mehr als grau oder schwarz

Autoindustrie

Mehr als grau
oder schwarz

Von Joachim Herr

Für die deutsche Autoindustrie lief es im vergangenen Jahr ganz gut. Aber es gibt Defizite.

Grau und Schwarz dominieren: Fast 60% der im Dezember in Deutschland zugelassenen Pkw sind in diesen Farbtönen lackiert. Wenn das mal kein Omen für die hiesige Autoindustrie ist! Die Konjunktur schwächelt allerorten, die Inflation ist weiterhin hoch, die Konsumlaune im Keller, die Konkurrenz wird immer stärker. Und dann auch noch der kostspielige Wandel zur Elektromobilität.

Der Rückgang der Neuzulassungen im Dezember in Deutschland um 23% ist happig. Jedoch verzerrt ein Sondereffekt ein Jahr zuvor den Vergleich. Zudem bleibt für das gesamte Jahr ein Zuwachs um 7%. Pessimisten können kontern, dass die Zahl für 2023 trotzdem noch 21% unter dem Wert von 2019 liegt. Das Hin und Her mit positiven und negativen Aspekten zeigt: Die Autowelt ist nicht nur schwarz oder weiß beziehungsweise grau, die Farbpalette ist viel reichhaltiger.

Besser als der Markt

Mit Blick auf den Heimatmarkt lässt sich für die deutschen Autohersteller durchaus Positives abgewinnen: Audi, BMW, Mercedes und Porsche steigerten die Neuzulassungen im vergangenen Jahr um 11 bis 16%. Volkswagen schnitt mit knapp 8% ebenfalls besser als der gesamte Markt ab.

In den USA, dem zweitgrößten Automarkt hinter China, sind die deutschen Marken ebenfalls recht erfolgreich. Für einen Teil von ihnen belegen das schon Zahlen für 2023, für die anderen rechnen Branchenfachleute mit Zuwächsen. Ausnahme ist Mercedes-Benz mit stagnierendem Absatz: Die Marke mit dem Stern leidet am Mangel von 48-Volt-Batterien, da der Lieferant Bosch in der Produktion mit Problemen kämpft.

Hart umkämpft

Der gesamte Automarkt in den USA hat sich mit einem Zuwachs von gut 12% etwas von dem herben Rückgang in der Corona-Pandemie und den anschließenden Engpässen in den Lieferketten erholt. Für dieses Jahr zeichnet sich bisher jedoch nur ein schwacher Anstieg ab. In China legten die Auslieferungen von Pkw 2023 um 6% zu. Nach wie vor ist dieses Land die größte Absatzregion für Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz.

Hart umkämpft ist die Region nicht nur wegen ihrer Größe: Elektromobilität und Software im Auto spielen in China für den Markterfolg eine besondere Rolle. Die Defizite der deutschen Hersteller auf diesen Gebieten sind unbestritten. Dagegen behaupten sich chinesische Konkurrenten immer besser, auch wenn zahlreiche Start-ups mit ihren E-Autos die Marktkonsolidierung nicht überleben werden. Die mittlerweile etablierten Unternehmen zeigen jedoch Stärke: BYD hat im letzten Quartal 2023 Tesla als größten E-Auto-Produzenten der Welt überholt.

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