Baloise hat sich verzettelt
Aktivistischer Investor
Letzte Chance
für Baloise
Von Christoph Ruhkamp
Cevian erhöht den Druck auf Baloise-Chef Michael Müller. Beim Kapitalmarkttag soll er mit einer neuen Strategie den Befreiungsschlag liefern.
Die Schwächen von Baloise sind lange bekannt. Der Versicherungs-Traditionskonzern aus Basel schneidet seit etwa einem Jahrzehnt im Vergleich mit Konkurrenten wie Allianz, Talanx, Zurich oder Axa schlecht ab. In Deutschland taucht Baloise in der Sachversicherung nicht einmal in der Liste der 30 wichtigsten Anbieter auf. In Belgien hat sich der Konzern zwar durch eine Übernahme in eine gute Markposition gebracht. Aber auch hier lassen die Erträge zu wünschen übrig. Auch auf dem Heimatmarkt in der Schweiz hat Baloise dem Anschein nach das Kerngeschäft vernachlässigt. Der Konzern verzettelte sich unter anderem mit Investments in vielversprechende Start-ups. In Deutschland wurde 2017 zusammen mit dem Rocket-Internet-Mitgründer Christoph Samwer der Online-Kfz-Versicherer Friday ins Leben gerufen – mit mäßigem Erfolg. Über dem kleinteiligen Geschäft mit Jungunternehmen geriet die Basis des Konzerns aus dem Blick. Zumal im Verwaltungsrat unter dem Präsidenten Thomas von Planta, einem M&A-Banker, nicht allzu viel Versicherungs-Know-how versammelt scheint.
Jetzt soll Baloise-CEO Michael Müller, der zwar selbst aus dem Konzern stammt, aber erst 2023 an die Spitze gerückt ist, endlich das Ruder herumreißen. Am Donnerstag wird auf dem Kapitalmarkttag eine neue Strategie erwartet. Sie soll den Befreiungsschlag liefern. Neben Cevian sind auch die anderen Aktionäre wie UBS oder Blackrock dem Vernehmen nach unzufrieden.
Kurz vorher hat nun Cevian mit der Aufstockung des Anteils auf 9,4% den Druck erheblich erhöht. Cevian wolle, dass sich Baloise auf die Länder konzentriert, in denen der Versicherer am stärksten ist und einen hohen Marktanteil hat. Zudem soll ein größerer Teil der erwirtschafteten Barmittel nach dem Willen von Cevian in die Rendite für die Aktionäre und in Investitionen in den heimischen Markt fließen.
Sollte Müller nichts liefern, das in diese Richtung geht, dann wird das sicher Konsequenzen nach sich ziehen. Entweder werden die Aktionäre auf Änderungen an der Konzernspitze dringen oder selbst Vorschläge für die Konzentration auf das Kerngeschäft machen. Beim Umbau dürften die Ländergesellschaft in Deutschland und die Baloise Bank in der Schweiz auf den Prüfstand kommen. Dass Cevian einen ganzen Konzern erfolgreich umkrempeln kann, hat der aktivistische Investor bei ABB in der Schweiz schon bewiesen. Andererseits haben die Schweden in Deutschland bei Thyssenkrupp und Bilfinger auch eine Menge Geld verloren.