Bankkredite unter Mittelständlern immer unbeliebter
Kredite von Banken sind für den Mittelstand seit jeher die wichtigste Finanzierungsquelle. Insbesondere kleine und Kleinstunternehmen sind aufgrund des nicht vorhandenen Zugangs zum Kapitalmarkt auf Hausbanken angewiesen. Doch in den letzten Jahren ist eine rückläufige Entwicklung bei der Finanzierung zu beobachten, wie eine Analyse auf Basis des KfW-Mittelstandspanels zeigt. Die Neigung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), Bankkredite zur Investitionsfinanzierung anzufragen, hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich abgeschwächt.
So brach der Anteil von Mittelständlern, die Bankkredite für Investitionen einsetzen, von 40% im Jahr 2004 auf 23% in 2023 ein. Der Trend zeigt sich in allen Größensegmenten. Die Ursachen sehen die Studienautoren in der rückläufigen Kreditnachfrage, denn immer weniger KMU seien geneigt, Kreditverhandlungen zu führen. Gemessen wird das am Anteil der Betriebe, die zur Investitionsfinanzierung Bankkredite beantragt haben. Bei Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Beschäftigten lag der Anteil 2023 bei 21% (2004: 41%); bei Mittelständlern mit mehr als 50 Beschäftigten lag er 2023 bei 34% (2004: 46%).

Skepsis gegenüber Fremdfinanzierung gewachsen
Gleichzeitig wird für den Zeitraum bis 2020 deutlich, dass mit Bankkrediten tendenziell ein höherer Anteil der Investitionssumme finanziert wurde. Vor dem Ausbruch der Finanzkrise ab 2008 wurden im Schnitt rund 65% mittels Bankkredit finanziert, 2014-2019 waren es 73%. Trotz Rückgangs in der Nutzung von Bankkrediten blieb daher der durchschnittliche Anteil von Krediten im Finanzierungsmix von KMU über die letzten 20 Jahre relativ konstant. Nach 2019 sank der durchschnittliche Kreditanteil wieder. Zuletzt betrug er 69%.
Die Gründe, warum KMU sich in den letzten Jahren immer öfter gegen kreditfinanzierte Investitionen entschieden, können laut KfW Research vielfältig sein. Neben Änderungen des Zinsumfeldes vermuten die Autoren den Wunsch der Unternehmen nach besserer Bonität und wirtschaftlicher Resilienz, ausgedrückt in einem niedrigeren Verschuldungsgrad, als Faktor für die Zurückhaltung. Nicht nur bestehe bei vielen KMU der Wunsch, Schulden zu vermeiden – ein relevanter Teil stand einer Fremdfinanzierung zuletzt grundsätzlich eher skeptisch gegenüber. Mehr als jedes vierte Unternehmen (27%) gab 2023 an, keine Fremdfinanzierung anzustreben. Dieses Motiv hat im Vergleich zu 2017 sogar an Relevanz zugenommen, damals lag der Anteil bei 15%.
Offenlegungsvorschriften schrecken ab
Ein weiterer Faktor seien die gestiegenen Anforderungen an Transparenz und die Hinterlegung von Sicherheiten. Auch wenn sich die meisten Akteure auf die neuen Bedingungen bei der Offenlegung von Unternehmenskennzahlen eingestellt hätten, so schreckten diese Hürden im Rahmen der Kreditverhandlungen doch viele Mittelständler ab, sich um eine Bankfinanzierung zu bemühen.
Aufgrund dieser Entwicklung und da unklar sei, wie lange die Zurückhaltung der Mittelständler anhalten wird, müsse der Zusammenhang zur Investitionstätigkeit und weiteren unternehmerischen Entscheidungen unbedingt im Blick behalten werden, konstatieren die KfW-Analysten. Denn wenn Investitionen nicht getätigt oder verschoben werden, dürfte die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft weiter leiden. Ebenso interessant dürfte sein, welche alternativen Finanzierungsformen sich am Markt etabliert haben, darunter private Kreditfonds und andere Ausprägungen von Schattenbanken.