KommentarEigenkapitalrendite deutscher Banken

Besser, aber nicht gut

Deutsche Banken steigern Gewinne durch Zinsanhebungen, kämpfen jedoch gegen Wettbewerbsdruck und Eigenkapitalkosten.

Besser, aber nicht gut

Profitabilität

Besser,
aber nicht gut

Von Tobias Fischer

Die Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank in den Jahren 2022 und 2023 haben die deutsche Finanzwirtschaft bekanntlich beflügelt. In den diesjährigen Bilanzpressekonferenzen reihte sich Rekordgewinn an Rekordgewinn, quer durch die Bank. Die Höhenflüge gehen fast ausschließlich auf den Zinseffekt zurück. Auch wenn dieser angesichts der von der EZB in diesem Juni eingeleiteten Wende der Zinswende abebbt, die mittlerweile vier Zinssenkungen hervorgebracht hat und sich im nächsten Jahr mit weiteren Schritten fortsetzen dürfte, so zehren die Banken und Sparkassen noch eine Weile davon.

Besonders erfreulich ist, dass sie ihre Profitabilität so kräftig aufpolieren konnten, freilich von minimalem Niveau ausgehend. Im Schnitt war die Eigenkapitalrendite der deutschen Häuser nach Steuern im vergangenen Jahr mit 6,1% zweieinhalbmal so hoch wie fünf Jahre zuvor. Das war zuletzt so viel wie seit 15 Jahren nicht, befindet die Beratungsgesellschaft Bain, welche die Zahlenwerke des Jahres 2023 der deutschen Banken ausgewertet hat. Genossenschaftsbanken haben demnach ihre Rendite innerhalb eines Jahres auf 6,5% fast und Sparkassen auf 7,2% mehr als verdoppelt. Besonders gut weg kommen Privatbanken mit 11,1%.

Banken verdienen ihre Eigenkapitalkosten immer noch nicht

Ungeachtet der positiven Entwicklung zeigt sich aber auch, dass die Branche laut Bain noch immer nicht ihre Eigenkapitalkosten von im Mittel 8 bis 10% erwirtschaftet und es mit vielen ausländischen Wettbewerbern, insbesondere den US-amerikanischen, nicht aufnehmen kann. Letztere können mit einer um 4 Prozentpunkte höheren Rendite aufwarten.

Innerhalb Deutschlands vertiefen sich die Gräben zwischen 200 ertragsschwächeren Instituten und dem Rest. Im Vergleich der Nachzügler mit dem Marktdurchschnitt hat sich die Renditelücke den Analysten zufolge innerhalb von zwei Jahren auf mehr als sechs Prozentpunkte verdoppelt. Diese Ertragsschwäche dürfte vielen von ihnen zum Verhängnis werden. Sie sind die wahrscheinlichsten Kandidaten für kommende Fusionen.

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