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Betörendes historisches Erbe

Die Botteghe Storiche sind Traditionsbetriebe, deren Erhalt Städten wie Genua, Rom oder Florenz besonders wichtig ist. Auch auf nationaler Ebene gibt es besondere Anstrengungen, solche Traditionsbetriebe zu erhalten.

Betörendes historisches Erbe

Notiert in Mailand

Betörendes historisches Erbe

Botteghe Storiche bewahren die Tradition

bl Mailand
Von Gerhard Bläske

Der Duft ist betörend. Es riecht intensiv nach Kakao und Schokolade. In der Auslage liegen Dutzende von Pralinés-Sorten. In den Regalen sind Verpackungen und, je nach Saison, riesige Schokoladeneier oder Weihnachtsleckereien zu sehen. Und im Hintergrund läuft Schokolade aus den Maschinen, von denen einige schon bei der Eröffnung vor 90 Jahren arbeiteten. Per Hand werden daraus Pralinés hergestellt in der Fabbrica Cioccolato A. Zuccotti in der Genueser Via Santa Zita.

Der Traditionsbetrieb wird in der dritten Generation von den drei Geschwistern Francesca, Chiara und Giulio geführt. Es gibt auch sechs Vertreter der vierten Generation, aber ob die weitermacht, ist noch unklar.

Zuccotti ist einer von 63 Läden und 28 Lokalen, die zu den „Botteghe Storiche“ in Genua gehören. Weitere 15 stehen auf einer Warteliste. Eine Kommission der Stadt und der Handelskammer entscheidet darüber, wer aufgenommen wird. Mindestvoraussetzung: 50 Jahre Existenz, die Aufrechterhaltung alter Traditionen und historische Aufmachung. Die älteste Bottega Storica, die Farmacia Sant`Anna, wurde 1650 in einem Karmeliterkloster gegründet. Andere, wie Pietro Romanengo fu Stefano, wo Zuccotti-Gründer Alessandro sein Handwerk gelernt hatte, gibt es seit 1780. Auf der Liste stehen auch Caffès, Restaurants, Lebensmittelgeschäfte, Bekleidungsläden und Metzgereien.

Dass sich die Botteghe Storiche  zusammengefunden haben, haben sie einer Initiative der Genueser Handelskammer und der Stadt Genua zu verdanken. Die alte Seerepublik hat besonders viele solcher Traditionsbetriebe, doch vergleichbare Initiativen gibt es auch in Rom und Florenz. Botteghe Storiche gibt es natürlich auch in Mailand, Turin sowie in anderen Städten. Alessandro Cavo von der Genueser Handelskammer ist nationaler Präsident der Caffè Ristoranti Storici d`Italia.

Betriebe dieser Art ziehen Touristen an und helfen so, Innenstädte zu beleben. Genua bietet sogar spezielle Führungen für sie an. Für Zuccotti ist es deshalb nicht nur „eine Ehre“ dazuzugehören. Es bringt auch Kunden. Es galt ein Lastenheft zu erfüllen, aber es gibt auch Unterstützung. Cavo von der Genueser Handelskammer hat selbst 2007 ein antikes Geschäft übernommen und es nach 29 Jahren wiedereröffnet. Die mit einem Schild kenntlich gemachte Zugehörigkeit zu den Botteghe Storiche kann auch entzogen werden. Das passierte der Buchhandlung Bozzi.

Die Regierung in Rom bemüht sich auch auf nationaler Ebene um die Bewahrung des Erbes historischer Marken. In dem Spezialregister Associazione Marchi Storici sind 419 Unternehmen registriert. Dazu gehören der Kaffeemaschinenhersteller Cimbali, der Digestif-Produzent Amaro Lucano, der Weinproduzent Antinori oder die Thermen von Saturnio. Ein Fonds mit Mitteln aus dem Europäischen Wiederaufbauprogramm soll den Unternehmen helfen, italienisch zu bleiben, und ihnen durch schwierige Zeiten helfen. 

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