Birkenstock stolpert beim IPO über ausgelatschte Preisvorstellung
Birkenstock-IPO
Ausgelatschte Preisvorstellung
Von Christoph Ruhkamp
Die Birkenstock-Aktie ist zu teuer angeboten worden. Der verdorbene Handelsstart beendet die Hoffnung auf eine IPO-Belebung für dieses Jahr.
Das Desaster beim Handelsstart von Birkenstock an der New Yorker Börse ist mit einem Kursverlust von 13% außergewöhnlich. Es ist das schlechteste Abschneiden eines größeren US-Börsengangs seit zweieinhalb Jahren. Von den insgesamt mehr als 300 US-IPOs mit Milliardenvolumen schnitten im Lauf der Zeit nur 13 schlechter ab, zuletzt die Onlinemarketingfirma Applovin, deren Kurs zum Handelsstart im April 2021 fast 19% unter den Ausgabepreis fiel.
Nachdem auch die anfänglichen IPO-Highflyer Arm, Instacart und Klaviyo in Richtung Ausgabepreis gefallen sind, ist die Stimmung verdorben. Zumal der Finanzinvestor L Catterton Birkenstock von Anfang an sehr überteuert zu verkaufen suchte. Am oberen Ende der Spanne, die zunächst angestrebt wurde, wäre die deutsche Traditionsfirma mit dem 20-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) bewertet worden. Das ist viermal so viel wie beim britischen Kultstiefelhersteller Dr. Martens. Jetzt ist es das 17,5-Fache. Immer noch üppig.
So deutete sich das Desaster schon an, als der finale Angebotspreis mit 46 Dollar nur knapp unterhalb der Mitte der Spanne festgesetzt wurde, die von 44 bis 49 Dollar reichte. Manifest wurde es, als die Ermittlung des ersten Kurses vier Stunden dauerte. Dabei hatte Birkenstock am großen US-Kapitalmarkt durchaus beste Voraussetzungen. Man wandte sich nach New York, weil der Eigentümer L Catterton aus den USA stammt und dort mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielt wird und weil New York eine Modehauptstadt ist. Zudem läuft die Konjunktur in den USA besser. Dass das IPO dennoch floppte, beweist, dass die Preisvorstellung unrealistisch hoch war.
Damit dürfte das IPO-Jahr bereits im Oktober gelaufen sein. In Deutschland hat die IPO-Absage des Panzergetriebeherstellers Renk schon den Tankkartenanbieter DKV Mobility, der eigentlich folgen wollte, abgeschreckt. Auch die französische Unternehmenssoftwarefirma Planisware stoppte am Mittwoch ihr geplantes Debüt, nachdem der Preis am unteren Ende der Spanne festgelegt worden war. Sämtliche größeren europäischen Börsengänge notieren unter dem Ausgabepreis. Rühmliche Ausnahme ist der Medikamentenverpackungsspezialist Schott Pharma – ein Unternehmen, das ausnahmsweise mal nicht aus dem Portfolio einer Private-Equity-Firma stammt. Außer L Catterton werden auch andere ihre Bewertungsansprüche zurückschrauben müssen. Zum Beispiel CVC bei DKV Mobility und der Parfümerie Douglas oder General Atlantic beim Fernbusbetreiber Flix.