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Ein großer und zugleich kleiner Schritt

Im Heizungs- und Klimageschäft kommt Bosch mit der angestrebten Akquisition von Johnson Controls voran. Für die Konzernziele gibt es aber noch mehr zu tun.

Ein großer und zugleich kleiner Schritt

Bosch

Großer und
kleiner Schritt

Von Joachim Herr

Im Heizungsgeschäft kommt Bosch voran. Für die Konzernziele gibt es aber noch mehr zu tun.

Diese Akquisition lag in der Luft. Zum einen sind die USA für Bosch ein regionaler Schwerpunkt des angestrebten beschleunigten Wachstums. Denn mit einem Umsatzanteil von weniger als einem Fünftel ist der Technologiekonzern in Nordamerika ziemlich schwach auf der Brust. Zum anderen deutete sich ein Zukauf außerhalb des klar dominierenden Automobilgeschäfts an, um die anderen Segmente zu stärken.

Ende Juni war aus Investmentbanken die Information durchgesickert, dass sich Bosch für Whirlpool interessiert – den US-amerikanischen Konkurrenten des eigenen Hausgerätegeschäfts mit Marken wie Bosch, Siemens, Neff und Gaggenau. Nach den Boomjahren in der Coronazeit und wegen des schwachen Baugeschäfts leidet diese Branche nun unter einer stark abgeflauten Nachfrage. Besonders in Nordamerika kämpfen die Hersteller von Kühlschränken, Herden und Geschirrspülern mit hohen Rabatten um die Gunst der Käufer.

Stattlicher Preis

Überzeugender erscheint deshalb für Bosch die Akquisition des Geschäfts mit Heizungen, Lüftungen und Klimaanlagen des Wettbewerbers Johnson Controls und dessen japanischen Partners Hitachi. Die Entwicklung weg von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas hin zu Wärmepumpen verspricht gute Chancen. Bosch rechnet in dem Segment bis 2030 mit einem Wachstum von 40%.

Der Zukauf bedeutet einerseits einen großen Schritt. Bosch verdoppelt damit den Jahresumsatz in diesem Geschäft nahezu auf etwa 9 Mrd. Euro. Der Kaufpreis von umgerechnet 7,4 Mrd. Euro wirkt allerdings auch sehr stattlich: Johnson Controls erhält für die Nordamerika-Sparte das 16,7-Fache des im vergangenen Jahr erzielten operativen Ergebnisses (Ebitda).

Gerade einmal 4 Prozent des Konzernumsatzes

Andererseits bedeutet die Akquisition gemessen am Konzernumsatz von Bosch nur einen kleinen Schritt zu mehr Balance sowohl in der regionalen Verteilung als auch in Bezug auf die vier Segmente. 4 Mrd. Euro zugekaufter Erlös machen gerade einmal gut 4% des Konzernumsatzes im vergangenen Jahr aus. Das Fahrzeuggeschäft hatte mit 56 Mrd. Euro einen Anteil von etwas mehr als 60%.

Um eine größere Diversifizierung zu erreichen, kann der Zukauf von Johnson Controls und Hitachi nicht der letzte Schritt gewesen sein. Allerdings ist der finanzielle Spielraum auch für Bosch limitiert – trotz einer Eigenkapitalquote von 44% und einer Liquidität von zuletzt 7,4 Mrd. Euro. Ohne eine höhere Profitabilität des Automobilgeschäfts wird es schwer, auf Dauer Forschung, Entwicklung und Investitionen mit der eigenen Finanzkraft zu stemmen. Aber nur so gelingt es, zu wachsen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

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