Kommentar Stellenabbau

Chaostage bei Porsche

Die geplanten Stellenstreichungen bei Porsche legen Zeugnis ab über die Einfallslosigkeit der Konzernführung bei der Korrektur der Elektrostrategie.

Chaostage bei Porsche

Kommentar

Chaostage in Zuffenhausen

Von Stefan Kroneck

Etwas mehr als zwei Wochen vor dem Höhepunkt der Faschingssaison 2024/25 gewinnt man den Eindruck, als hätten die Narren Porsche schon in Beschlag genommen. Der aus der Spur geratene Sportwagenbauer hielt jüngst die Anleger und die Öffentlichkeit mit einem Führungsbeben und einer korrigierten Elektrostrategie, garniert mit einer abermaligen Gewinnwarnung, in Atem. Nun sickerte durch, dass im Rahmen des vor einer Woche angekündigten Sparprogramms rund 1.900 Arbeitsplätze wegfallen sollen.

Nach den zuvor von Doppel-CEO Oliver Blume hart ausgehandelten umfangreichen Stellenstreichungen in der Kernautomarke des Mutterkonzerns Volkswagen – 35.000 an der Zahl – steht nun der Abbau von 4,5% der Gesamtbelegschaft der Edelmarke mit Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen bis 2029 an. Die Krise der deutschen Autoindustrie ist nun endgültig bei dem schwäbischen Vorzeigeunternehmen angekommen. Bei der Luxusschmiede setzen sich die Chaostage fort.

Wunschdenken bei Porsche

Allerdings handelt es sich in Bezug auf den Personalabbau in der Porsche AG zunächst um reines Wunschdenken der Konzernführung. Blume, der VW und Porsche in der Rolle des Vorstandsvorsitzenden gleichzeitig lenkt, sind faktisch die Hände gebunden.

Da bis 2030 laut Betriebsvereinbarung eine Arbeitsplatzgarantie in den Werken und Standorten besteht, beruht der Plan nur auf „freiwilligen“ Vereinbarungen mit Beschäftigten im Rahmen vorzeitiger Vertragsauflösungen. Denn betriebsbedingte Kündigungen sind nicht möglich.

Das bedeutet aber, dass Porsche zunächst nichts spart, sondern durch Abfindungen zusätzliche Kosten entstehen. Unklar ist, ob die Porsche-Führung diesen Faktor in den angekündigten Mehraufwendungen von rund 800 Mill. Euro für den Ausbau des Angebots von Fahrzeugen mit herkömmlichen Verbrenner-Motoren bereits einkalkuliert hat. De facto müsste das Unternehmen dafür Rückstellungen bilden. Das belastet die Erfolgsrechnung zusätzlich.

Zeugnis der Einfallslosigkeit

Ungeachtet dessen legen die beabsichtigten Stellenstreichungen Zeugnis ab über die Einfallslosigkeit der obersten Konzernetage. Betrifft das nicht jene Mitarbeiter, die Blume für das Verbrenner-Comeback dringend bräuchte, um das operative Geschäft wieder anzukurbeln? Cost-Cutting lockt bei Porsche niemanden hinter dem Ofen hervor, nicht mal die Investoren. Die stimmrechtslose Vorzugsaktie dümpelt weiterhin beharrlich um ein Drittel unterhalb des Ausgabepreises zum Börsengang Ende September 2022. Das ist wahrlich kein Ruhmesblatt für Porsche.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen derzeit weit auseinander. Der Absatzeinbruch 2024 beim rein batteriebetriebenen Modell Taycan um nahezu die Hälfte führte dazu, dass der Anteil sogenannter BEVs an den gesamten Auslieferungen von Porsche 2024 nach neun Monaten um um 4,3 Prozentpunkte auf 7,3% schrumpfte.

Dauerbaustelle Corporate Governance

Für die gescheiterte Elektrostrategie trägt Blume Kraft seiner Position die Hauptverantwortung. Es ist dringend geboten, dass das VW-Porsche-Reich auch beim Thema Corporate Governance die Kurve bekommt.