China

Corona-App zügelt Proteste

In der chinesischen Provinz Henan gab es zuletzt Proteste wegen eines Bankenskandals. Und urplötzlich gelten die Betroffenen als mit Corona infiziert.

Corona-App zügelt Proteste

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In der für derbe Sitten bekann­ten zentralchinesischen Provinz Henan grassiert ein Bankenskandal, der zum Einfrieren der Kundeneinlagen bei vier Regionalbanken geführt hat. Für die geprellten und am Abzug ihrer Einlagen gehinderten Bankkunden ist dies Anlass für wütende Proteste in der Provinzhauptstadt Zhengzhou. Denen wurde nun auf sehr verdächtige Weise ein Riegel vorgeschoben. Ein für Montag geplanter Protestaufmarsch der Wutsparer hat sich dadurch erledigt, dass sämtliche Kunden der betroffenen Banken feststellten, wie der QR-Code auf ihrer Corona-App durch Zauberhand von Grün auf Rot wechselte. Mit einem roten Code gilt man als angesteckt, hat keinen Zugang zu Verkehrsmitteln und darf nicht in die Öffentlichkeit. Das ist kein Zufall, sondern ein Missbrauch der chinesischen Corona-Datenlawine für niedere Zwecke. Aus dem bankpolitischen Skandal wird ein sozialpolitischer. Die Regierung hat dem Volk hochheilige Versprechen zum Schutz der Personaldaten auf der Corona-App gemacht. Sie scheinen nur nicht für Demonstranten in spe zu gelten.             

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