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CVC fehlt Chuzpe zum Kasse machen

Exits sind bei hohen Zinsen schwierig geworden. Das muss CVC jetzt am eigenen Leib erfahren.

CVC fehlt Chuzpe zum Kasse machen

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CVC fehlt
die Chuzpe

Von Christoph Ruhkamp

Exits sind bei hohen Zinsen schwierig geworden. Das muss CVC jetzt am eigenen Leib erfahren.

Es braucht schon Chuzpe, um zu diesem Zeitpunkt mit den Aktien eines europäischen Finanzinvestors Kasse machen zu wollen. Genau diese Frechheit besaßen die Manager der britischen Private-Equity-Firma CVC. Doch jetzt haben sie den Startschuss für das geplante IPO in Amsterdam doch nicht gegeben. Natürlich muss als Begründung dafür das "Marktumfeld" herhalten.

Zweifel an der Bewertung

Dabei gäbe es auch in einem besseren Umfeld ohne Kriege genügend Gründe, um an der Bewertung von CVC, die beim jüngsten Einstieg eines Investors bei 15 Mrd. Euro gelegen hatte, Zweifel zu hegen. Denn seither hat sich vor allem eines verändert: Die Rendite von Staats- und Unternehmensanleihen ist stark gestiegen. Für Beteiligungsgesellschaften genügt es nun nicht mehr, sich Geld zum Nullzins für Unternehmenskäufe zu leihen und die Schulden den Firmen aufzubürden, bevor man sie wieder an der Börse verkauft – und die Aktieninvestoren mit dem anschließenden Kursverfall leben müssen.

CVC hinkt mit 161 Mrd. Euro verwaltetem Vermögen den Konkurrenten hinterher – nicht nur beim Umfang der Assets under Management. Erst spät folgte der Finanzinvestor dem Beispiel größerer Konkurrenten wie KKR und Blackstone und legte sich als Ergänzung für das traditionelle und zu Nullzinszeiten hoch lukrative Buy-out-Geschäft neue Sparten für Infrastrukturinvestments und "Secondaries" zu, also Beteiligungen an bestehenden Fonds.

Kursrutsch beim Wettbewerber verschreckt

CVC hegte seit längerem Pläne für ein Listing am Aktienmarkt und wollte damit dem Beispiel von Konkurrenten wie der schwedischen EQT und der britischen Bridgepoint folgen, die 2021 an die Börse gekommen war. Die schwache Kursentwicklung etwa bei EQT, deren Kurs nach den Quartalszahlen vor zwei Wochen um 9% abgestürzt war, hatte aber zuletzt Zweifel an den IPO-Plänen für CVC aufkommen lassen.

Dass der Ausstieg aus Unternehmensbeteiligungen schwierig geworden ist, spürt CVC am eigenen Portfolio. Die IPO-Pläne für den Tankkartenanbieter DKV Mobility wurden ebenso beerdigt wie der Börsengang des Parfümhändlers Douglas, weil die Nachfrage fehlt. Kein Wunder: Investoren können derzeit selbst mit nur zwei Jahre laufenden Staatsanleihen guter Bonität 5% Rendite verdienen.

Deutschlandchef Alexander Dibelius hatte kürzlich selbst noch geklagt: Leider hätten noch nicht alle Verkäufer realisiert, dass die gestiegenen Zinsen die Eigenkapitalbewertungen von Unternehmen senken. Jetzt macht der Ex-Goldman-Sachs-Banker diese Erfahrung für CVC am eigenen Leib.