Das Restwertrisiko für Sixt bleibt
Elektroautos
Das Restwertrisiko für Sixt bleibt
Von Stefan Kroneck
Es gab mal eine Zeit, da hätte Sixt auf keinen Fall Elektroautos in ihren Fuhrpark aufgenommen. Der einstige Vorstandschef von Deutschlands größtem Autovermieter, Erich Sixt, machte in der Öffentlichkeit Witze über die Zukunftsperspektiven von batteriebetriebenen Pkw mit Blick auf deren begrenzte Reichweite. Letzterer Aspekt hält heute immer noch viele Verbraucher davon ab, einen Wagen mit dieser Antriebstechnologie zu kaufen. Seine beiden Söhne, die Brüder Alexander und Konstantin, die das SDax-Mitglied gemeinsam seit 2021 führen, waren in Bezug auf E-Autos nicht so zimperlich wie ihr CEO-Vorgänger, der die traditionsreiche Firma ein halbes Jahrhundert führte.
Berauscht von den Wachstumsaussichten dieser vermeintlich umweltschonenden Mobilitätskarossen steuerte das Duo mehr E-Autos in die Vermietungsflotte ein, als ihrem Vater, der seit dem Führungswechsel als Aufsichtsratschef fungiert, früher recht gewesen wäre. Die Rechnung für diese forsche Modernisierungsstrategie bekam das familiendominierte Unternehmen mit Sitz in Pullach bei München in Form hoher Abschreibungen und eines Gewinneinbruchs 2024 präsentiert. Gestiegene Restwertrisiken infolge einer gesunkenen Nachfrage nach E-Autos schlugen ins Kontor. Das wäre für den Branchenprimus aus Bayern eigentlich kein großes Problem gewesen, hätte man wie bei europäischen Automarken diesen bilanziellen Risikoblock einfach bei den Herstellern aus den USA belassen.
Expansionsdrang birgt Gefahren
Doch infolge des ungebremsten Expansionsdrangs von Sixt in den USA, den Erich Sixt einleitete, wurden diese schlummernden Risiken augenscheinlich zunächst verdrängt, obwohl es im größten Autovermietmarkt der Welt üblich ist, solche Gefahren für die Bilanz von den OEMs auf die Vermieter und Franchisenehmer zu übertragen. Elon Musk mit seiner Marke Tesla lässt schön grüßen. Zwar steuerte die Sixt-Führung mit deutlich verringerten E-Autobeständen gegen, doch dem Restwertrisiko kann sich die weiß-blaue Firma auch künftig nicht gänzlich entziehen. Ansonsten müsste sie sich aus den USA wieder zurückziehen. Das macht Sixt aber nicht.