Ein Kaufhaus-Zombie kehrt zurück
Notiert in London
Ein Kaufhaus-Zombie kehrt zurück
Von Andreas Hippin
Debenhams ist wieder da. Kaum ein anderer Name aus dem Einzelhandel kann auf eine so stolze Geschichte zurückblicken. William Clark brachte die Kaufhauskette, die einmal mehr als 200 Niederlassungen in 18 Ländern unterhielt, 1778 im Londoner West End an den Start. Nun kehrt sie als Online-Kaufhaus zurück.
Es ist die makabere Geschichte einer Flucht nach vorn. Der Einwegmodehändler Boohoo.com, dem der Unterbietungswettbewerb mit chinesischen Rivalen wie Shein und Temu zu schaffen macht, hat sich in Debenhams Group umbenannt. Die FTSE-Aim-100-Gesellschaft hatte die Marke 2021 aus der Insolvenz erworben. An den verbliebenen 118 Filialen hatte die Mutter von Marken wie Boohoo und Pretty Little Thing kein Interesse. Nun will sie ihr Portfolio unter dem Dach von Debenhams feilbieten.
Reichlich Geschichte
Die Pandemie hatte dem Traditionsunternehmen den Garaus gemacht. Doch schon lange zuvor führte es wegen hoher Schulden und veränderter Konsumgewohnheiten der Kunden nur noch ein Zombiedasein.
Die erste Niederlassung außerhalb Londons eröffnete 1818 in Cheltenham. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Debenhams auf Einkaufstour und erwarb unter anderem Harvey Nichols.1928 folgte der Börsengang in London. Ralph Halperns Burton Group nahm das Unternehmen 1985 vom Kurszettel. Doch 1998 wurde es ausgegliedert und erneut gelistet. Aus dem Rest der Burton Group ging Arcadia hervor, das Einzelhandelsimperium von Philip Green.
„Quick Flip“ belastet
In den 1990er Jahren verzeichnete Debenhams noch Wachstum. Doch ein Konsortium aus CVC Capital Partners, Texas Pacific Group und Merrill Lynch Global Private Equity erwarb das Unternehmen 2003 und vollzog das, was man in der Privatkapital-Branche unter einem „Quick Flip“ versteht. Die Finanzinvestoren zahlten sich dicke Dividenden und brachten den Einzelhändler bereits drei Jahre später wieder an die London Stock Exchange – mit einer von 100 Mill. Pfund auf mehr als 1 Mrd. Pfund angeschwollenen Schuldenlast.
Debenhams fehlte es am nötigen Geld für Investitionen, dem Management an einer Vision. Bereits 2014 stieg der Turnschuhmilliardär Mike Ashley ein. Der Markensammler wollte das Unternehmen in den kommenden Jahren näher an die 2018 von ihm erworbene Kaufhauskette „House of Fraser“ heranführen. Sein Traum war, daraus das „Harrods der High Street“ zu machen. Der ehemalige Amazon-Manager Sergio Bucher, der als CEO fungierte, wehrte jedoch sämtliche Annäherungsversuche Ashleys ab. Die Gläubiger zogen die Insolvenz einer Übernahme vor.
Mike Ashley gibt nicht auf
Aber Ashley hat Debenhams nicht aufgegeben. Er hält mittlerweile 27% an Boohoo.com. Hat der Zombiejäger die Witterung erst einmal aufgenommen, lässt er nicht von seinem Ziel ab. Aber warum eigentlich? Viele Briten werden sich nicht gerne an die Stunden erinnern, die sie in stickigen Umkleidekabinen bei Debenhams verbrachten. Diese Zeiten sind einfach vorbei.