KommentarStandort Deutschland

Deka-Chef Stocker äußert sich klüger als Börsen-Chef Weimer

Konzernlenker sind gut beraten, sich mit politischen Aussagen zurückzuhalten. Deka-Chef Georg Stocker hebt sich von Börsen-Chef Theodor Weimer ab.

Deka-Chef Stocker äußert sich klüger als Börsen-Chef Weimer

Standortdebatte

Ein schmaler Grat

Von Jan Schrader

Konzernlenker sind gut beraten, sich mit politischen Aussagen zurückzuhalten. Deka-Chef Georg Stocker äußert sich klüger als Börsen-Chef Theodor Weimer.

Wer die harsche Kritik von Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer am Standort Deutschland noch im Ohr hat, empfindet die Worte von Deka-Konzernchef Georg Stocker vermutlich als Kontrast. Von wegen „Ramschladen“ und „Entwicklungsland“, wie Weimer den Weg Deutschlands verbal verortete. „Überall Pessimismus“, klagt nun Stocker und bezieht sich damit auf Nachrichten über den Standort. Zwar sei Kritik an manchen Stellen „berechtigt“ und „notwendig“. Doch wenn der Standort einseitig schlechtgeredet werde, verunsichere das Menschen im ganzen Land, wie Stocker am Montagabend in einem Grußwort ausführte.

Zwar erwähnt der Vorstandsvorsitzende der Deka seinen Kollegen aus Eschborn mit keinem Wort. Doch nach der medialen Welle nach Weimers „Wutrede“ liegt ein Bezug nahe. Konzernlenker sollten sich nicht zu einseitig äußern, wie Stocker zu verstehen gibt. Stattdessen komme es darauf an, Lösungen zu benennen. Niemand könne sich davon befreien, neben Medien und der Politik auch die Wirtschaft nicht.

Unternehmen sind keine politischen Organisationen

Politische Äußerungen sind für Wirtschaftsvertreter ein schmaler Grat. Zwar ist die Perspektive von Unternehmen in diversen politischen Debatten wichtig. Die Erfahrungen der Wirtschaft sollten sichtbar und hörbar sein, um politische Entscheidungen abwägen zu können. Zugleich aber sind Unternehmen keine politischen Organisationen. Ihr Zweck besteht darin, Waren und Dienstleistungen bereitzustellen.

Daher sollten sich Funktionsträger der Wirtschaft zurückhaltend äußern, solange nicht ihr Erfahrungshorizont berührt ist. Weimer ließ mit seinen Attacken auf den grünen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, mit Kritik am „Gutmenschentum“ in der Zuwanderungspolitik und einem Plädoyer für große Dienstwagen zu viel eigene Meinung einfließen.

Und Stocker? Der dürfte heilfroh sein, eine heikle politische Frage anderen in der Finanzgruppe zu überlassen: den Umgang mit AfD-Politikern, die als kommunale Vertreter zunehmend auch Sparkassen beaufsichtigen werden. Wie vergleichsweise leicht es die Deka-Gruppe doch in ihren Streitfeldern hat! Der Einsatz gegen ein Provisionsverbot in der Anlageberatung, eine Verteidigung der Anlagezertifikate gegen allzu pauschale Kritik oder der Einsatz für eine Wertpapierkultur haben einen Bezug zum Geschäft des Sparkassen-Konzerns. Eine pauschale Kritik am Standort Deutschland ist da nicht nötig.