Delivery-Hero-Deal mit Fragezeichen
Delivery Hero
Deal mit Fragezeichen
Von Helmut Kipp
Solch heftige Kursbewegungen sind selbst bei volatilen Aktien selten: Um 26% schoss die Notierung von Delivery Hero am Dienstag nach oben, weil der Essenslieferdienst den Verkauf des Foodpanda-Geschäfts in Taiwan ankündigte. Delivery Hero erzielt bei dem Deal eine Bewertung, die dem Dreifachen der eigenen entspricht, bezogen auf das über die Plattform abgesetzte Bruttowarenvolumen. Überdies zahlt Erwerber Uber für neue Delivery-Hero-Aktien eine Prämie von 30% auf den vorherigen Börsenkurs. Das sind Konditionen, die überzeugend wirken.
Schuldenabbau kommt an
Mit dem Deal wischt der Konzern letzte Zweifel an seiner Finanzierung vom Tisch. Noch vor wenigen Monaten hatten Sorgen am Kapitalmarkt, Delivery Hero könne auf eine Finanzklemme zusteuern, einen Kurssturz ausgelöst. Darauf reagierte das Management mit einer Erweiterung der Fremdfinanzierung. Nun will das Unternehmen mit den Einnahmen Wandelanleihen zurückkaufen. Das bremst sowohl die Verschuldung als auch potenzielle Verwässerungen für Altaktionäre im Falle einer Wandlung in Aktien.
Liefergeschäft kann Wert schaffen
Aus Branchensicht signalisiert der Deal, dass das umkämpfte Liefergeschäft durchaus Wert generieren kann. Das war zuletzt alles andere als selbstverständlich, wie der Rückzug des Express-Bringdienstes Getir aus den Märkten außerhalb des Heimatlandes Türkei und anhaltend hohe Verluste der Turbolieferanten zeigen. Auch Delivery Hero hat mit manchen ihrer Beteiligungen dicke Verluste eingefahren. Man denke nur an die Investments in die von Getir übernommene Gorillas und die britische Deliveroo.
Auflagen drohen
Ein großes Fragezeichen aber bleibt: Der Deal mit Uber ist kartellrechtlich problematisch. Denn mit dem Verkauf entsteht de facto ein Monopol für Essenslieferungen in Taiwan. Kaum vorstellbar, dass die Wettbewerbshüter das durchwinken. Womöglich drohen harte Auflagen. Wie weitreichend diese sein können, weiß man bei Delivery Hero aus der milliardenschweren Übernahme von Woowa in Südkorea. Damals mussten die Berliner die eigene Tochter in dem Land, die Nummer 2 im Markt, abstoßen, um den Deal nach langer Hängepartie ins Ziel zu bringen.