Notiert inWashington

Triviale Beschwerden eines Fluggasts

Langstreckenflüge machen eigentlich nie Spaß und manchmal selbst relativ kurze Passagen nicht. Denn auch dabei kann es zu größeren Problemen kommen, wie der Fall von US-Footballstar Terrell Davis zeigt.

Triviale Beschwerden eines Fluggasts

Notiert in Washington

Triviale Beschwerden eines Fluggasts

Von Peter De Thier

Bei transatlantischen Flügen, auf denen man acht Stunden lang angeschnallt in einem schmalen Sitz verbringt, hatte ich schon immer Mindestansprüche. Die Verköstigung muss adäquat sein, das Unterhaltungssystem ein paar vernünftige Filme anbieten und das Personal freundlich sein. Jahrelange Erfahrungen haben mich gelehrt, dass ich mit Blick auf diese Prioritäten beim deutschen Carrier Lufthansa gut aufgehoben bin. Folglich schaue ich bei Code-Sharing-Flügen immer genau hin, wer die ausführende Airline ist.

Umso größer meine Überraschung, als ich ein Ticket von Washington nach Frankfurt mit einer vierziffrigen LH-Flugnummer buchte. Erst bei der Ankunft am Flughafen Dulles erkannte ich meinen Flüchtigkeitsfehler. Die „operating airline“ war nicht der deutsche Legacy-Carrier, sondern der Star-Alliance-Partner United. Für Umbuchungen war es zu spät. Der Flug war turbulent, die Sitze waren schmutzig, eine Flasche Bier kostete 8 Dollar. Dazu noch desinteressiertes Personal.

Nie wieder United, schwor ich, zumindest nicht, wenn es über den Großen Teich geht. Ist man allerdings in den USA unterwegs, dann lassen sich Reisen mit der größten US-Airline manchmal nicht vermeiden. So auch vor einigen Monaten, als wir unseren Sohn in Los Angeles besuchten. Wir durften uns freuen, dass während der fünfstündigen Reise eine kleine Flasche Wasser und Salzstangen umsonst waren. Gang und gäbe ist schon, was wir dreimal in Folge bei United erlebten: Dass an Bord die WiFi-Verbindung und somit auch das Entertainment-System mit seinen gestreamten Filmen komplett ausfallen.

Dabei illustrierte kürzlich ein Bericht über den legendären US-Football-Profi Terrell Davis, wie trivial meine Einwände in Wirklichkeit sind. Der frühere Superstar aus der Profiliga National Football League (NFL) war von Denver nach Los Angeles unterwegs, um mit Frau und drei Kindern den Themenpark Disneyland zu besuchen. Während der Reise bat er einen Flugbegleiter um ein paar Eiswürfel für seine Tochter, um das lauwarme Wasser, das sie bekommen hatte, ein wenig zu kühlen. Als der United-Angestellte nicht reagierte, tippte ihm Davis leicht auf die Schulter. Der erzürnte Steward drehte sich um und schrie: „Schlagen Sie mich nicht!“ Andere Fluggäste waren schockiert und bestätigten anschließend, dass der Footballer sich völlig korrekt verhalten habe.

Umso größer die Verwirrung, als nach der Landung FBI-Agenten die Maschine bestiegen, Davis Handschellen anlegten und ihn vor seiner Familie sowie verblüfften Fluggästen verhafteten. So hatte der Flugbegleiter im Cockpit einen „gewalttätigen Zwischenfall“ gemeldet und die Ordnungshüter engagieren lassen. „Es war die größte Demütigung, die ich je erlebt habe“, sagte Davis später. United hat sich bei dem Sportstar entschuldigt und den Flugbegleiter entlassen. Und auch ich habe daraus gelernt: Schmutzige Sitze, teures Bier und defektes Internet sind vergleichsweise geringe Probleme.

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