KommentarLars Stoy übernimmt das Ruder

Neuer ING-Chef, alte Ziele

Seit fünf Wochen ist Lars Stoy CEO der ING Deutschland, nun hat er seine Agenda skizziert. Dabei setzt er den Kurs seines Vorgängers Nick Jue fort.

Neuer ING-Chef, alte Ziele

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Neuer Chef,
alte Ziele

Von Tobias Fischer

Digitaler, neue Produkte, mehr Kunden: Lars Stoy folgt dem Wachstumspfad seines Vorgängers.

Eines vorweg: Die ING bleibt sich treu. Revolutionäre Veränderungen werden unter dem neuen CEO Lars Stoy nicht zu erwarten sein. Stärker digitalisieren will der Vollblut-Retailbanker, den es vor fünf Wochen von der Deutschen Bank an die Spitze der ING verschlagen hat, neue Produkte anbieten, weitere Kundschaft, vor allem jüngere, hinzugewinnen und bestehende Beziehungen vertiefen. Das Banking soll noch bequemer, schneller und vor allem komplett friktionslos werden. Seine Vision sei digitales Banking, das sich nahtlos in die Lebensrealität der Kunden einfüge, ließ Stoy wissen. Nichts also, woran sich andere Häuser nicht auch versuchen würden.

Bruch stand nicht zur Debatte

Keinen Zweifel ließ er daran, dass ein Bruch mit dem Vorgänger und seiner Agenda nicht zur Debatte steht. „Wir werden unseren Weg weiterlaufen. Der war bisher erfolgreich.“ Von Nick Jue hat Stoy das zweitbeste Ergebnis der Geschichte des Hauses geerbt. Das Ergebnis fiel zwar mit 2,2 Mrd. Euro vor Steuern um 14% niedriger aus als 2023, doch war dieses wiederum dank historisch niedriger Risikovorsorge und hohen Zinsschubs das beste in der Unternehmenshistorie.

Stoy setzt also weiter auf Wachstum, und das soll vorwiegend auf klassischem Wege erfolgen. Sollten sich Opportunitäten ergeben, würde sich ING ihnen nicht verweigern, so seine Aussage. „Plan A ist aber organisches Wachstum.“

Hindernisse überwinden

Auf ihrem Weg in die Zukunft hat die ING jedoch Hindernisse zu überwinden. Die Ertragsdiversifizierung, obschon etwas vorangekommen, hat sie voranzutreiben. Der Provisionsüberschuss stieg zwar im vergangenen Jahr sogar um ein Fünftel, dümpelt aber im Vergleich zum übermächtigen Zinsüberschuss vor sich hin. Der macht über 90% der Gesamterträge aus. Der Druck durch agile, mit Macht in den Markt drängende Wettbewerber wie Revolut und demnächst die Digitalbank von J.P. Morgan wächst. Goldene Zeiten mit hochschießenden Zinsüberschüssen und Auflösungen von Risikovorsorge sind einstweilen perdu. Die Kosten steigen im Trend, bedingt durch Fachkräftemangel und nötige Investitionen, vor allem in Digitalisierung.

An Veränderungsbereitschaft mangelt es der ING dabei jedenfalls nicht: Dass stete Anpassungen anstehen, Neues ausprobiert und das, was sich nicht bewährt, über Bord geworfen wird, versteht sich im Hause von selbst. 1965 als Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung (BSV) gegründet, ist die ING zwar etwas in die Jahre gekommen, aber trotzdem immer noch so etwas wie ein Retail-Trendsetter. Im hiesigen Privatkundengeschäft setzt sie weiterhin Maßstäbe.

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