Die Sachsen wissen, wie der Bitcoin rollt
Die Aufregung war groß auf den Social-Media-Kanälen, der Tenor einhellig: Die Deutschen, diese Deppen, haben es vermasselt! Über vier Wochen fluteten die Dresdner Behörden nach Wahrnehmung der Bitcoin-Anhänger den Markt mit Coins, die sie aus einem Deal eines Strafverfahrens gegen die mutmaßlichen Betreiber eines Raubkopienportals erhalten hatten. Screenshots wurden gepostet, die belegen sollten, wie der sächsische Bitcoin-Tsunami die Kursnotizen plattmacht. Und es wurden die Tage gezählt, bis der vermeintliche Alptraum ein Ende hat.
Allerdings stellt sich die Sachlage anders dar, als es die mit Maximalpuls agierende Bitcoin-Gemeinde suggerierte. Denn wie die Generalstaatsanwaltschaft Dresden am Mittwoch erklärte, hat sie den Abverkauf von knapp 50.000 Bitcoins nun abgeschlossen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: So haben die Sachsen mit 2,64 Mrd. Euro deutlich mehr eingenommen, als die Coins zum Zeitpunkt der Übertragung Mitte Januar auf die Waage brachten. Da lag der Wert bei 1,96 Mrd. Euro.
Mit Fingerspitzengefühl am Markt
Auch sind die Behörden mithilfe des Bankhauses Scheich tatsächlich marktschonend vorgegangen. 90% der Transaktionen seien über außerbörsliche OTC-Transaktionen vorgenommen worden, erklärten die Dresdner – und zerstörten damit die These von den dummen Deutschen, die sich selbst den Kurs ruinieren.
Zudem haben die Dresdner eine gute Begründung für den Zeitpunkt des Abverkaufs. Die Veräußerung vermögenswerter Gegenstände bereits vor Abschluss eines laufenden Strafverfahrens sei rechtlich immer dann geboten, wenn ein erheblicher Wertverlust von circa 10% oder mehr drohe, heißt es. Und wer wollte da widersprechen, wenn man die Schwankungsbreite der wichtigsten Kryptowährung kennt!
Noch ist das Geld nicht greifbar
Eine Krux hat die Sache aber doch: Der konvertierte Bitcoin-Schatz befindet sich noch nicht im Haushalt des Freistaates, sondern ist bis zum endgültigen Abschluss des Strafverfahrens nur eine „verwahrte Hinterlegung“. Es dauert also noch bis zum finalen milliardenschweren Bitcoin-Finanzausgleich.