KommentarZinserhöhung in Japan

Diesmal ohne Schock

Aus Furcht vor einem neuerlichen Beben am Finanzmarkt wie im vergangenen Sommer hat Japans Notenbank ihren dritten Zinsschritt lange hinausgezögert. Diesmal wurden die Märkte zudem vorbereitet.

Diesmal ohne Schock

Bank von Japan

Diesmal ohne Schock

Von Martin Fritz

Der dritte Zinsschritt in Japan innerhalb von weniger als einem Jahr war gut vorbereitet. Die Finanzzeitung „Nikkei“ meldete die Entscheidung, den Tagesgeldsatz auf 0,5% anzuheben, schon am Vorabend quasi als Tatsache. Nach der Bekanntgabe verkündete Gouverneur Kazuo Ueda in ruhigen Worten, es würden weitere Erhöhungen folgen, falls sich die Konjunkturaussichten der Notenbank bewahrheiteten. Es fehle noch „ein gutes Stück“ bis zum natürlichen Zinssatz. Der Finanzmarkt preiste den nächsten Schritt schon ein – die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihen kletterte auf 0,7%.

Yen-Carry-Trader bleiben ruhig

Im Gegensatz zur vorigen Zinserhöhung im Juli haben die Notenbank und ihr Chef diesmal alles richtig gemacht. Damals verlieh Uedas plötzliche und aggressive Aussage von weiteren „baldigen“ Zinsschritten dem Yen Auftrieb und beschleunigte die Auflösung von Carry Trades mit der japanischen Währung. Im August folgte der Schwarze Montag mit kollabierten Kursen an der Tokioter Börse.

Eine Wiederholung dieser Abläufe wollten Ueda und seine Mitstreiter unbedingt vermeiden und zögerten den Zinsschritt so weit wie möglich hinaus. Nun lieferten die anhaltend hohe Inflation und die Aussicht auf eine neuerliche starke Lohnrunde den Währungshütern genug nachvollziehbare Begründungen, die Geldpolitik erneut vorsichtig zu straffen.

Notenbank in der Zwickmühle

Doch ihre nächste Entscheidung wird schwieriger werden. Eigentlich müsste die Bank of Japan für die versprochene Normalisierung ihrer Geldpolitik den Zinsabstand insbesondere zu den USA schneller verringern. Damit würde sie auch die wirtschaftlich negative Abwertung des Yen stoppen oder zumindest bremsen. Doch Japans schwache Währung sorgt über die Erhöhung der Importpreise eben auch dafür, dass die Inflationsrate seit bald drei Jahren über dem Notenbankziel von 2% liegt. Ein starker Yen könnte die derzeitige positive Lohn-Preis-Spirale stoppen und in der Folge die tief sitzende Angst vor einer Rückkehr der Deflation wiederbeleben. Aus dieser Zwickmühle hat Japans Notenbank bisher noch keinen Ausweg gefunden.


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