Dr. Nickel statt Dr. Copper
Industriemetalle
Dr. Nickel statt
Dr. Copper
Von Dieter Kuckelkorn
Der Kupferpreis gilt als ein gut geeigneter Frühindikator für den Zustand der Weltkonjunktur. Man spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von „Dr. Copper“, der seine Prognose abgibt. Aktuell scheint Dr. Copper beim Blick in die konjunkturelle Kristallkugel aber ein wenig abgelenkt zu sein, denn der zu beobachtende Preisrückgang lässt sich zu einem guten Teil auf andere Einflussfaktoren zurückführen, beispielsweise auf das Ende des Hypes rund um Elektromobilität und künstliche Intelligenz.
Daher könnte der Blick auf ein anderes Industriemetall lohnen, nämlich auf Nickel. Nickel wird für die Herstellung von rostfreiem Stahl eingesetzt und hängt damit eng an der Konjunkturentwicklung der Realwirtschaft. Auch Dr. Nickel ist bisweilen abgelenkt, etwa im Jahr 2022, als es Turbulenzen am Terminmarkt gab, die den Preis kurzzeitig enorm antrieben. Aktuell lässt sich ein Rückgang von fast 22.000 Dollar die Tonne im Mai auf jetzt nur noch rund 16.200 Dollar beobachten. In Kombination mit anderen Daten, beispielsweise dem deutlichen Rückgang des amerikanischen ISM-Einkaufsmanagerindex für die verarbeitende Industrie von 48,5 im Juni auf 46,8 im Juli oder auch den Hinweisen von Unternehmen aus dem Sektor zeichnet sich aber ein klares Bild ab, dass sich zumindest die verarbeitende Industrie in den USA auf dem Weg in die Rezession oder bereits in der Rezession befindet.
Dafür sprechen auch die Kommentare des US-Metalldistributors Ryerson, der von einem ausgeprägten Rückgang der Lieferungen an Edelmetallen im zweiten Quartal berichtet, oder die Hinweise von Middleby, einem Hersteller von Ausrüstungen für die Lebensmittelindustrie, der mitteilt, es gebe ein herausforderndes Umfeld und einen deutlichen Rückgang der Erlöse im zweiten Jahresviertel. Outokumpu als führender Hersteller von Edelstahl berichtet zwar von einem schwachen Marktumfeld, aber auch von einer leichten Belebung im US-Geschäft im zweiten Quartal. Dr. Nickel lässt aber kaum erwarten, dass sich hier bereits eine Trendwende zum Besseren abzeichnet.