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E-Auto-Firmen suchen Rettung vor dem Stromausfall

Die Nachfrageflaute für E-Autos und das Zurückskalieren der Produktionspläne der Hersteller werfen manchen Zulieferer aus der Bahn. Als Retter in der Not sind traditionelle Autobauer wieder gefragt.

E-Auto-Firmen suchen Rettung vor dem Stromausfall

Varta

Rettung vor dem Stromausfall

Von Sebastian Schmid

Die sich andeutende Mehrheitsübernahme von Porsche an der von Varta ausgegliederten Tochter V4Drive ist an sich kein großer Deal. Offenbar geht es dem Sportwagenbauer vor allem darum, künftige Lieferungen der im ersten hybriden 911er eingesetzten Batterien abzusichern. Dass sich Porsche bei Varta, die in den vergangenen Jahren immer wieder in finanzielle Nöte geraten war, Sorgen um die Zuverlässigkeit des Zulieferers macht, erscheint jedenfalls schlüssig. Der sich anbahnende Deal brachte der gebeutelten Aktie einen Zugewinn von knapp 20%. Auch für größere Batteriehersteller wie Northvolt wird der zögerliche Hochlauf der Elektromobilität zur Herausforderung. Deren Chef Peter Carlsson hatte zuletzt erklärt, die Ausbaupläne seien zu aggressiv gewesen. Wettbewerber ACC hatte den Bau einer geplanten Batteriefabrik in Kaiserslautern gleich komplett gestoppt. Große Probleme haben derzeit auch junge E-Auto-Hersteller. Auch diese suchen sich daher immer öfter Unterstützung bei traditionellen Autobauern. Fisker musste nach zahlreichen Gesprächen und monatelanger Suche Insolvenz anmelden. Die ebenfalls unter finanziellem Druck stehende US-Firma Rivian hat derweil einen Softwaredeal mit Volkswagen schließen können, der eine Finanzspritze von bis zu 5 Mrd. Dollar bedeuten kann. Zur Vermeidung des plötzlichen Stromausfalls begeben sich immer mehr Firmen auf die Suche nach einem rettenden Kapitalgeber. Absehbar ist, dass es einigen nicht gelingen dürfte, einen solchen aufzutun. Problematisch ist der fehlende Einblick in viele Start-ups. So berichtet der ehemalige Porsche-Partner Customcells zwar im Mai von einem „dynamischen Jahresstart“, was eine Verdreifachung des Umsatzes 2024 verspreche. Wie gering der Umsatz 2023 war, wurde ebenso verschwiegen wie die Ergebnissituation. Laut Dealroom übertraf der Verlust zumindest 2022 den Umsatz. Wenn es im aktuellen Umfeld besser aussähe, wäre das erstaunlich. Porsche hat sich jedenfalls 2023 abgesichert und das Joint Venture Cellforce gegen eine üppige Zahlung an Customcells einverleibt. Weitere Rettungsaktionen in der E-Lieferkette sind nur eine Frage der Zeit.

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