Frankfurt

Ecke Nullzinsallee/Platz der Wertberichtigungen

Wer das Bankenviertel sucht, muss nach oben schauen. Die Türme der Banken lassen auch Ortsfremde ahnen, wo in Frankfurt Kapital und Kredite gemanagt werden. Ohne diese Orientierung an der Skyline wären Touristen, die sich auf die Suche nach dem...

Ecke Nullzinsallee/Platz der Wertberichtigungen

Wer das Bankenviertel sucht, muss nach oben schauen. Die Türme der Banken lassen auch Ortsfremde ahnen, wo in Frankfurt Kapital und Kredite gemanagt werden. Ohne diese Orientierung an der Skyline wären Touristen, die sich auf die Suche nach dem Bankenviertel machen, allerdings ziemlich verloren. Auf dem Stadtplan jedenfalls gibt es kaum Hinweise darauf, dass Frankfurt die Stadt der Banken ist. Keine Lombardstraße, keine Hypothekengasse, kein Giroweg – und erst recht weder Nullzinsallee noch Platz der Wertberichtigungen.

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Na gut, ein paar Anklänge an die Finanzmetropole gibt es natürlich schon im Straßenverzeichnis. So findet man einige Straßen, die nach Bankiersfamilien benannt sind. Aber die sind bemerkenswerterweise gerade nicht in der Nähe der Hochhäuser. Die Bethmannstraße in der Altstadt, die Metzlerstraße in Sachsenhausen, die Rothschildallee im Nordend. Und die Neue Schlesingergasse liegt zwar mitten zwischen den Bankentürmen, aber die soll nicht etwa an den Ex-Bundesbankchef erinnern, sondern hat ihren Namen Mitte des 19. Jahrhunderts in Anlehnung an den dortigen Schlesinger Hof erhalten.

Keine Frage: Frankfurt ist in Sachen Straßennamen nicht besonders originell. Nur wenig weist auf regionale Besonderheiten hin. Wenn man wohlwollend ist, kann man vielleicht die Straßennamen im Osten Preungesheims als Hommage an den Apfelwein werten: Gretapfelstraße, Kantapfelstraße, Goldeppingstraße, Renettenstraße – aber warum eigentlich findet man die nicht in Sachsenhausen? Und, na gut, es gibt natürlich auch ein paar Hinweise, dass man sich in der Geburtsstadt des größten deutschen Dichters befindet: Goe­thestraße, Textorstraße, Willemerstraße, Lili-Schönemann-Steige, Mariannenstraße.

Aber ansonsten hat Frankfurt – wie viele andere Städte in Deutschland – seine Straßen vor allem nach ehemaligen Lokalpolitikern oder nach unbekannten Dichtern und Schriftstellern wie Friedrich von Bodenstedt, Fritz von Unruh oder Carl Theodor Körner benannt. Hand aufs Herz, kennen Sie ein Opus oder eine Zeile aus dem Werk von Ludwig Uhland? Kein Wunder, dass Heinz Erhardt deshalb einst darüber spottete, dass Ludwig Uhland vor allem „der Erfinder der gleichnamigen Straße“ sei.

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Die Suche nach dem Bankenviertel ist übrigens mit der Orientierung an den Hochhäusern noch nicht abgeschlossen. Denn längst sind Frankfurts Banken nicht mehr bloß auf die Skyline-Türme rund um Taunusanlage und Taunustor konzentriert. Deutsche Bank, KfW, Finanzinformatik, ING oder Rentenbank unterhalten große Einheiten am Rande der Kuhwaldsiedlung, die EZB residiert im Ostend, die Fintechs an der Messe, im Nordend und im Ostend. Kurzum: Halb Frankfurt ist mittlerweile Bankenviertel. Aber das ist in einer Stadt, die man mit dem Rad gemütlich in 22 Minuten durchqueren kann, ja im Grunde auch kein Problem.