Edelmarke neben der Spur
Porsche
Edelmarke
neben der Spur
Von Stefan Kroneck
Wenn es um schlechte Nachrichten bei börsennotierten Publikumsgesellschaften geht, sind Unternehmensführungen um eine Erklärung der Ursachen selten verlegen. Dabei ist die Tendenz groß, die Gründe bei anderen zu suchen als bei sich selbst. Damit stehen Topmanager nach außen besser da, indem sie die Verantwortung für Missstände auf Dritte, die außerhalb ihres Einflussbereichs liegen, schieben.
Vor diesem psychologischen Phänomen ist Porsche nicht gefeit, wie die jüngste Gewinnwarnung der Auto-Edelmarke mit Sitz in Stuttgart-Zuffenhausen zeigt. Hochwasserbedingte Produktionsausfälle bei Zulieferern führen dazu, dass die schwäbische Volkswagen-Tochter nach eigener Lesart ihre bisherigen Ergebnis-, Umsatz-, Cashflow- und E-Absatzziele fürs laufende Jahr verfehlen dürfte und daher ihre Prognose für 2024 kappt. „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, kann man in diesem Kontext Goethe zitieren.
Glaubwürdigkeitsproblem
Porsche bekommt an der Börse ein Glaubwürdigkeitsproblem, wenn man die Reaktion der Anleger auf die Ad-hoc-Meldung des Sportwagenbauers, die zu einer Zeit publik wurde, als die meisten Bewohner Deutschlands sich im Tiefschlaf befanden, als Gradmesser nimmt. Die Aktie sackte um 8% ab. Der Titel liegt mit 68 Euro meilenweit unterhalb des Ausgabepreises zum Börsen-Comeback 2022 von 82,50 Euro.
Den dramatischen Absatzeinbruch in der ersten Jahreshälfte in China führte CEO Oliver Blume zuletzt auf die dortige Konjunkturschwäche zurück. Nun müssen angebliche Probleme bei Zulieferern als Grund dafür herhalten, dass es in der laufenden zweiten Jahreshälfte bei Porsche ebenfalls operativ holprig wird. Ursprünglich stellte Blume eine Besserung ab Jahresmitte in Aussicht, wenn neue E-Modelle auf den Markt kommen.
Womöglich liegen die Ursachen des Dämpfers im Unternehmen selbst. Porsche tut sich offensichtlich schwer, in der weltweiten Transformation der Autobranche zur Elektromobilität Schritt zu halten. Strategisch fährt Porsche derzeit jedenfalls neben der Spur.