Notiert inFrankfurt

Ein Umzug allein hilft nicht

Zehn Jahre sind die Mitarbeiter jetzt im EZB-Neubau im Frankfurter Ostend. Die Stimmung ist allerdings nicht immer so angenehm wie die Optik des Gebäudes.

Ein Umzug allein hilft nicht

Notiert in Frankfurt

Ein Umzug allein hilft nicht

Von Alexandra Baude

Nicht alles, was schön erscheint, ist es auch. Nicht alles, was lichtdurchflutet ist, gewährt tatsächlich einen Blick nach innen. Und ein Umzug in ein schönes, neu errichtetes Gebäude macht nicht immer alles besser.

Beispiel Europäische Zentralbank (EZB): Das Stadtkind ist hinaus ins Grüne gezerrt worden. Nun ja, fast. Aber das Ostend ist doch etwas anderes als die Innenstadt und nicht mehr ganz so verkehrsgünstig gelegen. Es hat übrigens auch gedauert, bis der nahe gelegene Ostbahnhof sich dem repräsentativen Nachbarn optisch etwas angenähert hat. Wobei dieser Prozess immer noch in Gang ist. Was jetzt auch keinen so großen Unterschied macht, denn das Atrium der EZB versprüht den Charme einer zugigen Bahnhofswartehalle. Wenn auch den einer hellen, sauberen und ordentlichen.

Die dort herrschenden klimatischen Bedingungen sind − je nach Jahreszeit − mit einem Heizlüfter oder Ventilator beherrschbar. Auch wenn es der Klimabilanz schadet. Was aber blöd ist bei einem Gebäude, das energieeffizient sein sollte. 30% besser, als es die Energieeinsparverordnung 2007 verlangt, war die Maßgabe bei dem 2002 ausgerufenen Wettbewerb für den Neubau. Das ist jedoch wenig ambitioniert, denn bis die ersten EZBler in den 1,3 Mrd. Euro teuren Neubau eingezogen sind, war es November 2014. Happy Birthday also zum zehnten Geburtstag, auch wenn die Einweihungsfeier im März 2015 war.

Raues Betriebsklima

In dem Gebäude gibt es aber auch klimatische Bedingungen, denen nicht ganz so einfach beizukommen ist: Gemeint ist das Betriebsklima. Gerne darf sich an dieser Stelle die alleroberste Führungsriege angesprochen fühlen, wenn die Mitarbeiter unzufrieden sind, Abteilungsleiter ihre Macht missbrauchen, Mobbing und Bossing nicht Einhalt geboten wird, sondern nur Opfer versetzt werden. Wie sehr die psychische Gesundheit der Mitarbeiter unter der zu hohen Arbeitsbelastung, schlechten Aufstiegschancen und Mauscheleien leidet, zeigt eine Umfrage im Auftrag der Personalvertretung − knapp 40% haben einen Burnout, 9% gar Suizidgedanken. Das sind überdurchschnittlich hohe Quoten, die zudem weit über denen aus der Befragung von 2021 liegen. Zudem fällt die Umfrage der Gewerkschaft IPSO für EZB-Chefin Christine Lagarde wenig schmeichelhaft aus: Mehr als die Hälfte der Befragten hält sie zur Mitte ihrer Amtszeit für die falsche Person an der Spitze.

Frauen unterrepräsentiert

Offen und divers möchte die EZB sein. Dazu passt aber nicht, dass der Frauenanteil in Führungspositionen zwar den eigenen Zielgrößen, nicht aber dem Frauenanteil an der Bevölkerung entspricht. Ende 2022 − neuere Zahlen gibt es noch nicht − wurden die geplanten 51% auf der untersten Ebene „Analyst“ mit 53% zwar übertroffen. Die Frauen müssen dann aber auch der Institution treu bleiben: Denn die Quoten auf den höheren Ebenen liegen zwischen 33% und 43%. Klar, dass sich zugleich manche an der Frauenförderung stören, da diese angeblich qualifizierten Männern Aufstiegschancen versperrt.

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