Eingeschränkt positiv
Insolvenzen
Eingeschränkt positiv
Von Alexandra Baude
Im Juni hat sich der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen verlangsamt. Das ist erst einmal eine gute Nachricht. Der Blick auf die Details zeigt allerdings, dass auch diese Verschnaufpause nur mit allergrößter Vorsicht zu genießen ist.
Denn solange die Konjunktur schwächelt und die von der EZB im Juni begonnene Zinswende noch nicht auf die Finanzierungskonditionen durchschlägt, wird sich substanziell kaum etwas bessern. Der Ausblick, den Stimmungsindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex oder das Ifo-Geschäftsklima geben, ist wenig ermutigend. Die harten Daten für die Industrie im Mai sind ebenfalls alles, nur nicht verheißungsvoll: Der Abwärtstrend bei den Auftragseingängen setzte sich fort, die Produktion gab kräftig nach, ebenso wie die Exporte. Die aufgekommenen Konjunkturhoffnungen, nachdem die Wirtschaft zum Jahresstart unverhofft um 0,2% zugelegt hat, sind bereits wieder verflogen. Die nächsten Prognoserevisionen werden solche nach unten sein.
Bedenklich sollte stimmen, dass es vor allem die Schlüsselbranchen, also die Automobilindustrie und den Maschinenbau, trifft. Unter den Wirtschaftszweigen wurden hier die größten Rückgänge bei den Neubestellungen und der Fertigung verzeichnet. Neben Autozulieferern und Maschinenbauern gilt derzeit vor allem die Bau- und Immobilienbranche als besonders insolvenzgefährdet.
Aber auch der stationäre Einzelhandel ist weiter pleitebedroht. Kein Wunder, die Verbraucher sparen derzeit lieber, statt zu konsumieren, nachdem auch der Rückenwind vom Jobmarkt schwächer wird. Nicht zuletzt wegen der Ankündigungen etlicher Unternehmen, Stellen streichen zu wollen, und wegen der zunehmenden Insolvenzen. Denn im ersten Halbjahr sind so viele Firmen pleitegegangen wie zuletzt 2015. Da es hauptsächlich mittlere und große Unternehmen getroffen hat, fielen die Schäden höher aus und es waren erheblich mehr Jobs betroffen.
Selbst wenn die Konjunktur wie erhofft im weiteren Jahresverlauf anziehen sollte: Für eine Entwarnung braucht es definitiv noch mehr.