Frankfurt

Frankfurter Buchmesse ist (fast) wieder die Alte

Die Frankfurter Buchmesse präsentiert sich nach der Corona-Variante 2021 in ihrer 74sten Auflage wieder ein Stück weit so wie früher.

Frankfurter Buchmesse ist (fast) wieder die Alte

74 Jahre ist sie schon, eine alte, ehrwürdige Dame, möchte man meinen. Wer nun an Kaminfeuer, Tee, Lehnstuhl und eine Kuscheldecke über den Knien denkt, ist falsch gewickelt. Quirlig ist sie, sprühend vor Elan, neugierig und bunt – und wieder voller Leben.

Sie haben es sicher schon geahnt, es geht heute nicht um Großmütter und deren unbestrittene besondere Qualitäten. Von der Frankfurter Buchmesse in ihrer 74sten Auflage soll hier die Rede sein und wie sie so ist in ihrem Jahr zwei nach Corona. Denn 2020 war die internationale Bücherschau noch ausgefallen. Im vergangenen Jahr hatte sie sich in erheblich kleinerem Rahmen zaghaft zurückgemeldet. Und in diesem Jahr ist schon (fast) wieder die Alte.

Alles wieder so wie früher? Nein. Was aber auch niemand ernsthaft erwartet hat. Denn die Buchmesse hat sich wie jede andere Branchenschau auch über die Jahre hinweg weiterentwickelt. Mal in großen Sprüngen, mal zögerlich, mal zum Besseren und mal . . . Sie wissen schon. Neu in diesem Jahr ist, dass Privatbesucher bereits am Freitagmorgen auf die Messe durften – und auch direkt mit dem Bücherkauf anfangen. Die Verlage freut das, auch wenn die logistische und planerische Herausforderung noch größer geworden ist.

Welches Buch der Renner wird, ist ohnehin ein Ratespiel, aber wie viele Exemplare von welchen Titeln lässt man sich nun tatsächlich auf den Stand liefern? Und wuppt man die Abwicklung aus eigener Kraft oder holt sich einen Buchhändler samt erfahrenem Team ins Boot? Praktisch natürlich, wenn der Verlag selbst einen Buchhandel sein Eigen nennt.

Es gibt aber auch Verlage, die sich bewusst gegen einen Verkauf am Stand entscheiden. Etwa um den lokalen Buchhandel zu unterstützen. Ehrenwert, aber auch dringend nötig: Im ersten Halbjahr 2022 hat der Buchhandel vor Ort einen Umsatzrückstand von 11,1% gegenüber dem Vorkrisenniveau 2019, wie Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels zeigen. Über alle Vertriebswege hinweg, also inklusive des beliebten Onlinehandels, sind es immerhin noch 3,0%. Der stationäre Buchhandel war 2021 mit einem Anteil von 39,1% am Gesamtumsatz der Branche von 9,63 Mrd. Euro immer noch der größte Vertriebsweg. Da sage noch mal einer, das gedruckte Buch wäre tot.

Wobei das mit dem Drucken derzeit ein echt teurer Spaß ist: Auch die Buchbranche kämpft mit den exorbitant gestiegenen Preisen für Energie und Rohstoffe, aber auch für Personal. Im Mai beispielsweise lagen die Druckkosten um 21,1% über dem Vorjahresniveau. Gut also, dass auch in diesem Jahr die Angebote in Print und Digital friedlich Stand neben Stand koexistierten. Wie auch Non-Book-Angebote, wie etwa Papeterie.

Platz genug gab es dafür ohnehin. Denn kleiner ist sie auch geworden, die Messe. Teils offensichtlich mit ganz vielen neuen Ruhezonen oder Workspaces. Aber auch etwas verborgener, indem die Hallen mit Stellwänden um ein oder zwei Gänge verkleinert wurden. Die Gänge aber sind wie schon im Vorjahr erheblich breiter als früher. Eine nicht ganz unangenehme Corona-Folgeerscheinung, denn proppenvoll waren die Hallen wieder. Und allenthalben die Freude groß, sich nun endlich mal wieder zu sehen. Und natürlich auch die eine oder andere Standparty zu besuchen. Bei Wein und Häppchen wurden die Abstände denn auch wieder alles andere als coronakonform – so wie früher eben.

Altgewohnt gab es wieder Buchmessen-Klassiker: Etwa den Illuminaten. Oder die ARD-Bühne, zurück im Forum. Selbstredend den Gastlandauftritt, diesmal ist Spanien dran. Und Bildungsangebote. Für die ökonomische Bildung präsentieren sich diesmal gleich zwei Notenbanken: zum einen die Bundesbank. Beliebtes Fotomotiv an dem Stand waren wie üblich die Säulen mit geschreddertem Geld. Wovon man sich einen Beutel mit nach Hause nehmen konnte. Bei der ungarischen Notenbank hingegen gab es als Giveaway golden eingepackte Schokolade. Bildung quasi für Leib und Seele. Für die politische Bildung sorgt diesmal auch die Bundesregierung. Ebenfalls mit eigenem Stand. Der aussieht, als wäre eine der Ampel-Parteien hier federführend: Zum Bestaunen die die Frontansicht des Tresens abdeckenden Kräutertöpfe, für daheim das Tütchen mit Pflanzensamen….

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