Für die US-Immobilienkrise gibt es ohne Schmerzen keine Lösung
US-Immobilienkrise
Erst mal muss es wehtun
Von Alex Wehnert
Die Krise am US-Gewerbeimmobilienmarkt samt ihren Folgen für das globale Finanzsystem lässt sich nicht lösen, ohne dass der Sektor neuerliche Schmerzen ausstehen muss. Insofern wären die kolportierten Pläne der staatlichen Hypothekenbanken Freddie Mac und Fannie Mae, deutlich strengere Kreditstandards für das Segment zu setzen, ein überfälliger Schritt, um verloren gegangenes Vertrauen in der Investorenöffentlichkeit wiederherzustellen.
Verzerrte Bewertungen
Mit neuen Vorgaben für Finanzinstitute, die Solvenz und Liquidität von Darlehensnehmern präziser zu prüfen, wollen die beiden Anker im US-Immobiliensystem laut Insidern gegen Betrügereien durch Hypothekenbroker vorgehen. Denn diese nutzen laut Bundesermittlern zu lockere Prüfprozesse von Kreditgebern aus und schönten Finanzinformationen von Darlehensnehmern. Die verfälschten Bewertungsgrundlagen im Markt wurden ab 2022 offenbar. Angesichts der restriktiven Geldpolitik der Federal Reserve und des hohen Leerstands in den Bürogebäuden amerikanischer Metropolen gerieten Schuldner in Zahlungsschwierigkeiten. Dies wird im Markt für hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) plastisch sichtbar, wo die Default-Quoten im Bürosegment seit Anfang 2023 von 1,9 auf 8,1% in die Höhe geschossen sind.
Alternativlose Neuregulierung
Finanzintermediäre mögen nun darüber klagen, dass strengere Auflagen die ohnehin stark gebremste Deal-Aktivität im Gewerbeimmobilienmarkt zum Erliegen bringt und das Finanzierungsgeschäft der Banken somit noch stärker belastet. Doch auf Basis gefälschter Informationen weiterzuwirtschaften oder darauf zu hoffen, dass Hypothekenbroker – die jeden Anreiz besitzen, ihren Kunden möglichst große Darlehen zu verschaffen – die Ehrlichkeit für sich entdecken, ist nun einmal keine Alternative. Die strukturellen Probleme im Markt lassen sich so schnell nicht lösen, auch das Zinsumfeld bleibt trotz erhoffter Lockerungen der Fed schwierig. Doch zumindest das Vertrauen von Investoren in MBS, Immobilientrusts und Bankaktien lässt sich durch eine strengere Due Diligence stärken – auch wenn das erstmal wehtut.