KommentarEnergiewende

Gegenwind allerorten

Ob die ehrgeizigen Ausbauziele für die Windenergie bis 2030 erreicht werden, ist aktuell noch völlig offen. Hoffnung macht aber, dass sich der Bürokratieabbau mittlerweile in schnelleren Genehmigungsprozessen zeigt.

Gegenwind allerorten

Energiewende

Gegenwind allerorten

Von Andreas Heitker

Die Halbjahresbilanzen der deutschen Windindustrie werfen einmal mehr die Frage auf, wie realistisch die Energiewende geplant ist. Immerhin soll sich die installierte Leistung von Windrädern an Land bis 2030 noch nahezu verdoppeln, diejenige von Anlagen in der Nord- und Ostsee sogar verdreifachen. Beides sind wichtige Bausteine für den Umbau des Energiesystems: Onshore-Wind ist heute schon der wichtigste Stromlieferant in Deutschland und soll künftig mehr und mehr fossile Meiler verdrängen. Und Offshore-Wind gilt als grundlastnahe Stromerzeugung ebenfalls als unverzichtbar für die Dekarbonisierung des Energiesystems. Ob die ambitionierten Ausbaupfade, die mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geplant wurden, aber tatsächlich auch erreicht werden können, ist derzeit noch völlig offen.

Im ersten Halbjahr war es etwa das zeitweise schlechte Wetter, das den Zubau ausgebremst hat, oder auch eine Sperrung der für die Anlieferung von Anlagenteilen wichtigen Autobahn ab Cuxhaven. Immer wieder spielen Lieferketten oder Infrastruktur – von Straßen über Schiffe bis zu den Hafenkapazitäten – nicht mit. Oder Schwerlasttransporte werden zu lange geprüft. Oder Flächen werden von den Ländern nicht schnell genug ausgewiesen. Es gibt viele Gründe für Gegenwind in der Branche. Und da ist das Problem der fehlenden Netzanschlüsse noch gar nicht berücksichtigt.

Bürokratieabbau zeigt Wirkung bei den Genehmigungsprozessen

Da ist es umso positiver zu bewerten, dass sich der Abbau von bürokratischen Hemmnissen durch die Bundesregierung mittlerweile positiv in den Genehmigungsprozessen zeigt: Die Neugenehmigungen von Onshore-Windanlagen lagen im ersten Halbjahr bereits ein Drittel über denen im Vorjahr. Und sie lagen damit sogar höher als die Gesamtjahreszahlen von 2021 und 2022. Die Zuschläge, die Unternehmen für den Bau neuer Anlagen erhalten haben, liegen ebenfalls auf Rekordniveau. Das macht Hoffnung. Andererseits ziehen noch längst nicht alle Verantwortlichen in der Politik bei der Energiewende mit: Am Nord-Süd-Gefälle bei den Windparks in Deutschland ändert sich aktuell wenig.

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