LeitartikelAssekuranz

Goldene Dekade der Rückversicherer zeigt erste Risse

Die Ergebnisdynamik der Rückversicherer lässt 2025 nach. Die gute Konjunktur der Branche verliert etwas an Schwung. Das hat mehrere Gründe.

Goldene Dekade der Rückversicherer zeigt erste Risse

Rückversicherer

Goldene Dekade zeigt erste Risse

Von Stefan Kroneck

Die Ergebnisdynamik der Rückversicherer lässt 2025 nach. Die gute Konjunktur der Branche verliert an Schwung.

Die Rückversicherer haben derzeit gut lachen. Trotz zunehmender geopolitischer Spannungen, wachsender Risiken des Klimawandels und zuletzt verheerender Schäden aus Naturkatastrophen verdienen die großen drei – Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück – sich goldene Nasen. Am Kapitalmarkt stellt sich allerdings zunehmend die Frage, ob die gute Branchenkonjunktur andauert oder ob diese sich in absehbarer Zeit dem Ende zuneigt.

Die beiden entscheidenden Indikatoren, die darauf eine Antwort geben können, sind der Zins und der allgemeine Preiszyklus im Rückversicherungssegment. Die Hochphase von Munich Re & Co. begann, als die Dekade des zurückliegenden Zinstiefs am Abklingen war und der Inflationsdruck zunahm. Der 2022 ausgebrochene Ukraine-Krieg sorgte dafür, dass die Energiekosten durch die Decke gingen. Mit externen Preisschocks, die die Inflation befeuern, kommen Versicherer in der Regel besser zurecht als mit Deflation.

Zinsniveau bleibt stabil

Die wichtigsten Notenbanken der Welt waren gezwungen, die wachsende Teuerung mit steigenden Leitzinsen zu bekämpfen, um die Preisstabilität auf Dauer wieder zu sichern. Diesen Trend haben Fed und EZB längst wieder beendet. Nach einer Zinssenkungsphase stellen sich die Märkte auf stabilere Leitzinsen ein.

Höhere Marktzinsen sorgen für höhere Erträge und Renditen aus Kapitalanlagen in der Assekuranz. Der Boom an den Aktienmärkten gibt zusätzlichen Rückenwind. Davon profitieren die großen Adressen. Ein Beispiel für die Entwicklung gibt die Munich Re. Der größte Rückversicherer der Welt erwirtschaftete 2024 ein Ergebnis aus Kapitalanlagen von 7,2 Mrd. Euro. Die laufende Rendite betrug 3,5%. Zum Vergleich: 2018 erzielte der Konzern ein Kapitalanlageergebnis von 6,5 Mrd. Euro. Die Rendite lag seinerzeit bei 2,8%.

Bedarf an Deckungen gegen Schäden aus Naturkatastrophen ungebrochen

Mit Blick auf die allgemeine Zinsentwicklung lässt sich ableiten, dass die Erträge der Rückversicherer aus Kapitalanlagen robust bleiben dürften. Im Gegensatz dazu gibt der Preiszyklus in der Branche ein gemischteres Bild ab. Seit einigen Jahren befindet sich die Branche in einer Phase mit steigenden Raten bei Policen für Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden. Man spricht von einem „harten“ Markt. Preistreibend ist eine wachsende Nachfrage, die am Anfang des laufenden Zyklus auf zeitweilig begrenzte Kapazitäten auf der Angebotsseite stieß. Die Folge war ein Preisanstieg, teils auf breiter Front.

Die Preisdynamik hat zuletzt nachgelassen, wenngleich die Raten für Deckungen gegen Schäden aus Waldbränden, Starkregen und Stürmen weiterhin zulegen. Bei Letzteren bestimmt der Verlauf der jährlich wiederkehrenden Hurrikan-Saison die Entwicklung der Versicherungstarife. Angesichts des Klimawandels bleibt der Bedarf an Deckungen gegen Naturkatastrophenschäden relativ hoch. Nach den starken Belastungen 2024 durch tropische Wirbelstürme in Florida und infolge der Waldbrände in Los Angeles im Januar dürften die folgenden turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunden den Rückversicherern voraussichtlich erneut gute Abschlüsse bescheren.

Wachsende Kapazitäten

Doch der Wettbewerb auf der Angebotsseite nimmt stetig zu. Und damit auch die Kapazitäten der Branche. Dem Rückversicherungsberater Guy Carpenter zufolge umfasst das weltweite Rückversicherungskapital über eine halbe Billion Dollar jährlich. Das ist mehr als die Hälfte des Volumens von vor zehn Jahren. Das erzeugt einen Preisdruck. Lockangebote machen die Runde. Den zunehmenden Wettbewerb über Raten spürte zuletzt auch der Marktführer. Die Munich Re verzeichnete in der Verhandlungsrunde zum Jahreswechsel 2024/25 über alle Segmente hinweg erstmals seit acht Jahren einen geringfügigen Preisrückgang.

Für die etablierten Adressen ist das zwar noch kein Alarmsignal. Das Resultat aus den Preisverhandlungen verdeutlicht aber, dass das auf die Ergebnisdynamik durchschlägt. 2025 rechnet die Munich Re mit einem deutlich geringeren Gewinnzuwachs von 6% nach zuletzt 23%. Die goldene Dekade der Rückversicherer zeigt erste Risse.

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