KommentarPorsche will Vizechef loswerden

Hausgemachte Führungsschwäche

Der Rauswurf von Porsche-Vizechef Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen zeigt, welche strukturellen Schwächen die Corporate Governance im Reich Volkswagen-Porsche hat.

Hausgemachte Führungsschwäche

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Hausgemachte Führungsschwäche

Von Stefan Kroneck

Die Corporate Governance im Volkswagen-Porsche-Reich ist bekanntlich ohne Beispiel - und zeitigt einmal mehr bizarre Folgen. Auch wenn die Formulierung der Ad hoc-Nachricht, nach der Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche „beauftragt“ wurde, gleich zwei der acht Mitglieder des Vorstands des Stuttgarter Sportwagenbauers loszuwerden, ist klar: im Konzern insgesamt rumpelt es gewaltig. Bei der Suche nach Auswegen aus der Absatz- und Profitabilitätskrise der Porsche AG sind Finanzvorstand und Vizechef Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen Bauernopfer. Beide setzt der Aufsichtsrat vor die Tür.

Auf dem ersten Blick mag das ein folgerichtiger Schritt der Haupteigentümer der schwäbischen Edelmarke sein, schließlich trifft es in der obersten Führungsetage die ressortverantwortlichen Personen. Dass mit einem Austausch der für das Unternehmen seit langem tätigen Manager die Probleme gelöst wären, glaubt aber wohl nicht mal Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche selbst. Der Schritt gleicht vielmehr einer Macht-Inszenierung, nämlich einer bemüht klaren Antwort auf die Frage, wer im Mehrmarken-Konglomerat, bei dem die drei Dax-Mitglieder VW, Porsche AG und Porsche SE die Aushängeschilder darstellen, tatsächlich das letzte Wort hat.

Warnschuss für Oliver Blume

Für Oliver Blume ist die Entmachtung seines langjährigen Statthalters Meschke am Porsche-Hauptsitz kein Befreiungsschlag, wie mancher es interpretiert, sondern eher das Gegenteil. Für den CEO der Porsche AG, der seit zweieinhalb Jahren in gleicher Funktion auch den Wolfsburger Mutterkonzern führt, ist es vielmehr ein Warnschuss. Gelingt es Blume nicht, im laufenden Jahr bei der Sanierung der Pkw-Kernmarke von VW handfeste Erfolge in der Bilanz zu erzielen und zugleich die Porsche AG in die Spur zu bringen, wären auch dessen Tage an der Spitze beider Unternehmen gezählt.

Wie sein im Sommer 2022 demontierter Amtsvorgänger bei VW, Herbert Diess, gleicht er einer Schachfigur im ewigen Machtspiel der beiden Familienzweige Porsche-Piëch, dessen beiden Protagonisten, Wolfgang Porsche und Hans-Michel Piëch, deutlich in die Jahre gekommen sind.

Eigentümerfamilie verantwortlich

Die Ursache der Schwäche der Porsche AG ist auch in der hausgemachten strukturellen Schwäche der Führungsorganisation des Mischkonzerns zu finden. Die Doppelrolle von Blume, die der Clan selbst zu verantworten hat, überfordert diesen schlichtweg. Die Korrektur dieser Fehlentscheidung lässt immer noch auf sich warten, während der Porsche AG operativ die Felle davonschwimmen.