Hoffen auf Impulse durch Europa
Das Genueser Istituto Internazionale di Tecnologia (IIT) ist das wohl einzige außeruniversitäre Forschungsinstitut Italiens, das internationalen Rang hat. Im Vergleich etwa zum Fraunhofer- oder Max-Planck-Institut ist es jedoch ein Zwerg. Das möchte Giorgio Metta, Wissenschaftlicher Leiter und langjähriger Stellvertreter des früheren Institutsleiters Roberto Cingolani, nun Minister für die ökologische Transformation, ändern. Er träumt von einem Netz à la Fraunhofer.
„Wir erleben einen historischen Moment. Wir haben eine Regierung mit Mario Draghi und superkompetenten Ministern wie Daniele Franco, Cingolani und Digitalminister Vittorio Colao. Und wir haben die Mittel des europäischen Wiederaufbauprogramms, die helfen können, hier ein Innovations-Ökosystem zu schaffen. Wir müssen diese für Italien, aber auch für das IIT einzigartige Chance unbedingt nutzen“, sagt er der Börsen-Zeitung. Es gelte, jetzt die notwendigen Strukturen aufzubauen. Ausgeschrieben werden derzeit Projekte mit einem Volumen von 90 bis 120 Mill. Euro in den Bereichen Smart City und Hafen, Medizin und Umwelt.
Genua mit seinen tief eingeschnittenen Tälern soll zum Robot Valley, zu einem „Ökosystem der Innovationen“, werden, das die Kompetenzen des IIT, innovativer Start-ups und etablierter Unternehmen wie Siemens, Hitachi, Ericsson, Ansaldo oder Fincantieri bündelt und in Kooperation auch mit internationalen Partnern weiterentwickelt, sagt Metta.
In Erzelli, auf einem Hügel oberhalb des Flughafens mit Blick auf den Hafen und das Meer, sollen für bis zu 330 Mill. Euro ein internationales Forschungszentrum im Bereich der Medizin und ein Inkubator mit Büros und Dienstleistungen für Start-ups entstehen. Es gibt Platz für ein neues Krankenhaus und die Technische Hochschule, die hierher umziehen soll. In den beiden bestehenden Gebäuden arbeiten neben Ericsson und Siemens auf mehreren Etagen auch Forscher des IIT wie die Psychologin Agnieszka Wykowska. Die Polin, die lange in München tätig war, erprobt hier den Einsatz des humanoiden Roboters iCub mit Kindern.
Die Forscher des IIT, dessen Schwerpunkt in den Sektoren Robotik, Life Science, Nanotechnologie und Science Computing liegt, sind in mehr als 150 Projekte mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen im In- und Ausland eingebunden, darunter die Universitäten in Freiburg und Tübingen, die TUs in München und Dresden und die Charité in Berlin.
28 Ausgründungen hat es bisher gegeben, allein vier 2021. Die bekannteste von ihnen ist Movendo Technology, das vom langjährigen kaufmännischen Leiter des IIT, Simone Ungaro, geführt wird und mittlerweile 35 Mitarbeiter hat. Größter Aktionär ist der Pharma-Unternehmer Sergio Dompé. Das Unternehmen hat mit Hilfe von künstlicher Intelligenz das robotische Fitnessgerät Hunova für die Physiotherapie-Unterstützung entwickelt.
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Das Budget des IIT beträgt 150 Mill. Euro. 91 Mill. Euro kommen vom Staat, weitere 40 Mill. Euro aus Europa, der Rest aus Lizenzgebühren, der Nutzung von mehr als tausend Patenten und Kooperationen mit Unternehmen.
Im IIT wird sowohl Basis- als auch angewandte Forschung geleistet. Im Idealfall entstehen aus Projekten zur Grundlagenforschung konkrete Projekte. So wie bei Michele Di Palo, der nach fünf Jahren Studium in Ulm ans IIT kam. Foresee Biosystems, entstanden aus einem EU-Grundlagenforschungsprojekt, ist aus dem IIT ausgegliedert worden. Das Start-up hat ein Verfahren zur Simulierung negativer Nebenwirkungen beim Einsatz von Herzmedikamenten in der präklinischen Phase entwickelt. Ein Investor aus Baden-Württemberg ist als Partner eingestiegen.
Manche Beobachter sind der Meinung, es gebe zu wenige Projekte, die am Markt erfolgreich sind. Die Mischung aus Grundlagenforschung und angewandter Forschung sei nicht ideal. Metta will die Verknüpfung mit der Wirtschaft verstärken, mehr internationale Forscher auch mit industriellem Hintergrund anziehen, Lizenzen und Patente professioneller vermarkten.