KommentarSportwagenbauer in operativer Krise

Porsche im freien Fall

Die jüngste Gewinnwarnung der Porsche AG ist auch ein Eingeständnis, mit der bisherigen Elektrostrategie gescheitert zu sein.

Porsche im freien Fall

Porsche AG

Im freien Fall

Von Stefan Kroneck

Zwölf Monate nach dem präsentieren Umsatz- und Ergebnisrekord 2023 ist die Porsche AG im Volkswagen-Porsche-Reich zu einem weiteren Sorgenkind mutiert. Die vom Sportwagenbauer jüngste Pflichtmitteilung, die eine Erlös- und Gewinnwarnung für 2025 ist, legt Zeugnis darüber ab, dass das Vorzeigeunternehmen sich im freien Fall befindet.

Mehr noch: Die Ad-hoc-Nachricht ist auch ein Eingeständnis des Vorstands unter Vorsitz von Oliver Blume, mit der bisherigen Elektrostrategie gescheitert zu sein. Nun versucht die Konzernführung, das Ruder mit neuen Verbrenner- und Hybrid-Modellen herumzureißen, um auf diese Weise wieder in die Spur zu kommen.

Gefahr der Fahrt in die Sackgasse

Offensichtlich ist man in der obersten Etage am Hauptsitz in Stuttgart-Zuffenhausen zur Einsicht gelangt, dass die bislang verfolgte Transformationsstrategie in die Sackgasse führt.

Insbesondere bei Bestandskunden kommt das E-Konzept nicht gut an. Man möchte doch lieber die PS-Boliden mit Benzin- und Dieselmotoren krachen hören, anstatt ein leises Summen mit batteriebetriebenem Schub.

Der CEO war gut beraten, eine Heerschar von rund 200 Investoren und Analysten 16 Tage vor der Hiobsbotschaft auf ein noch schwächeres Jahr 2025 einzustimmen. Ansonsten wäre der Kursrückgang der Vorzugsaktie als Reaktion der Anleger womöglich noch heftiger ausgefallen.

Auch Blumes Stuhl wackelt

Dabei stellt sich allerdings die Frage, warum die Porsche AG nicht schon an jenem Tag des „Pre-Call“ unter Moderation des Leiters für Investor Relations mit einer Pflichtmitteilung für die Öffentlichkeit aufwartete. Schließlich war seinerzeit nur einem exklusiven Kreis bekannt, wohin die Reise in diesem Jahr geht. Nach den schlechten Zahlen für 2024 hat der CEO auch den laufenden Zwölf-Monats-Berichtsturnus abgeschrieben. Dabei war doch ursprünglich geplant, dass 2025 die Wende zum Besseren bringen sollte.

Vor dem Hintergrund des jüngsten Führungsbebens, bei dem Blumes langjähriger Stellvertreter, Finanzvorstand Lutz Meschke, auf Geheiß des Eigentümerclans Porsche-Piëch gehen muss, ist nun auch die Position des Doppel-CEO geschwächt.

Seit September 2022 führt er auch den Wolfsburger Mutterkonzern. Nach Meschke könnte sich der Porsche-Piëch-Clan veranlasst sehen, auch Blume vor die Tür zu setzen, wenn die operativen Fehlleistungen sich häufen.

Wolfgang Porsche in der Kritik

Neben der Großbaustelle VW-Pkw hat er nun auch noch den Margenverfall bei der Porsche AG am Hals. Derweil grübeln die für das Führungsdesaster Hauptverantwortlichen in beiden Familienzweigen darüber, wie sie Blume von der Doppelbelastung „befreien“ können. Die bisherige Beratungsresistenz von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche in diesem entscheidenden Punkt der Corporate Governance ist eine Ursache für die Misere der Porsche AG und den sich abzeichnenden hohen Nettoverlust der von der Familie dominierten Beteiligungsholding Porsche SE. Die teuren Folgen des strukturellen Fehlers in der Führungshierarchie, die CEO-Personalunion, fallen dem Chefkontrolleur nun vor die Füße.

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