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Intel steht vor dem Nokia-Moment

Der tiefe Fall des Chipgiganten Intel ist dramatisch. Er wirft auch ein Schlaglicht auf die Risiken im milliardenschweren Subventionswettlauf.

Intel steht vor dem Nokia-Moment

Technologieriese

Intel steht vor dem Nokia-Moment

Von Heidi Rohde

Der tiefe Fall des Chipgiganten wirft auch ein Schlaglicht auf die Risiken im milliardenschweren Subventionswettlauf.

Aufstieg und Fall liegen in der Technologiebranche oft näher beieinander als anderswo. Auch die Dramatik setzt Maßstäbe. So wird seit der Entthronung des einst unangreifbar scheinenden finnischen Handy-Königs Nokia durch das iPhone von Apple bei strategischen Unternehmenskrisen von existenzieller Dimension seither nicht selten von einem „Nokia-Moment“ gesprochen. Dem VW-Konzern wurde ein solcher schon nachgesagt, beim Halbleiterriesen Intel könnte er unmittelbar eintreten. Vom früheren Glanz des Branchenveteranen ist schon lange nichts mehr übrig. Das Unternehmen wurde vor Jahren von der Innovation im Smartphone-Markt kalt erwischt und wird nun sogar im PC-Segment von Wettbewerbern – unter anderem Apple – bedrängt.

Besserung nicht in Sicht

Das Management hat in der kostenintensiven Aufholjagd bei Forschung und Entwicklung schon länger auf die Bremse getreten und das Heil in der Auftragsfertigung gesucht. Offenbar ohne greifbare Erfolge: Die Nachfrage nach den Produkten des Konzerns ist schwach, Besserung nicht in Sicht, das Ergebnis tiefrot. Infolgedessen operiert CEO Pat Gelsinger, der um seinen Posten fürchten muss, nun an Haupt und Gliedern.

Indes ist nicht zu erwarten, dass ein Stellenkahlschlag und ein radikaler Sparkurs auch bei Investitionen das Unternehmen aus der Krise führen werden. Denn der Konzern hat auch in der KI-Revolution, deren tragende Säule die Chiptechnologie ist, den Anschluss verpasst. Der Aufstieg und die Dominanz von Nvidia stellt alle etablierten Halbleiterkonzerne vor Herausforderungen, aber Intel hat aufgrund jahrelanger hausgemachter Schwächen wenig Chancen zu reagieren.

Böses Erwachen

Damit droht auch den Beteiligten der milliardenschweren Subventionskampagnen, mit denen westliche Länder – darunter insbesondere auch Deutschland – versuchen, eine Schlüsselindustrie im Technologiesektor zu stärken und den vielgeplagten Standort resilienter zu machen, ein böses Erwachen. Innovative und daher wachstums- und ertragsstarke Unternehmen sind auf öffentliche Fördermittel nicht angewiesen und bei der Inanspruchnahme mitunter zurückhaltend, da sie auch Auflagen und Einmischung von staatlicher Seite gegen den Wert des geschenkten Geldes abwägen. Intel wurden vom Bund für die geplante Fabrik in Magdeburg 10 Mrd. Euro zusagt, ein Drittel der Investitionssumme. Angesichts der desolaten Verfassung des Konzerns sollten in Berlin die Alarmglocken schrillen.

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