Paris

Jeder Makel hat seinen Preis

Französische Immobilienagenturen sind oft geizig und behalten die Mietkaution ein. Dafür zeigen sich Banken und Versicherungen bei der Unterstützung des Segelsports gerne großzügig.

Jeder Makel hat seinen Preis

Sie ist vielleicht nicht ganz so bekannt wie ihre beiden berühmten Schwestern Vendée Globe und Route du Rhum. Und doch hat der Start zum längsten Zweihand-Transatlantikrennen, der Transat Jacques Vabre, am Sonntag viele Zuschauer angelockt. Segeln, das bringt gerade in Zeiten von Corona viele Franzosen zum Träumen. Wie kaum ein anderer Sport steht es für Freiheit und Abenteuer. 79 Crews sind diesmal bei der seit 1993 alle zwei Jahre stattfindenden Regatta an den Start gegangen. Sie steht auch im Zeichen von Covid, so dass das Ziel diesmal nicht wie sonst in Südamerika, sondern erstmals vor Martinique ist.

Mit „Bon Vent“, dem französischen Pendant zu „Mast- und Schotbruch“, verabschiedete Basketballspieler Boris Diaw die Teilnehmer, als er den Startschuss gab. Für die größte Aufmerksamkeit sorgten die fünf riesigen Ultim-Trimarane. Zu ihren Sponsoren gehören die Banque Populaire und Edmond de Rothschild. Auch ansonsten finden sich unter den Sponsoren der auch unter dem Namen „Route du Café“ bekannten Regatta viele Banken und Versicherungen. Für sie ist die Unterstützung des Segelsports eine lohnende Investition, da eine Sponsorenschaft schon ab 200000 Euro möglich ist und nur bis 5 oder 6 Mill. Euro gehen kann.

Bei anderen Sportarten wie Radrennen oder Fußball müssten sie weit mehr ausgeben. Die Versicherung MACSF (Mutuelle d‘assurance de corps de santé français) etwa gibt als Segelsponsor 2 Mill. Euro jährlich aus. Bei der Transat Jacques Vabre ist das von ihr unterstützte Duo Isabelle Joschke und Fabien Delahaye mit dabei.

Neben den vergleichsweise günstigen Kosten der Sponsorenschaft bietet Segeln einen weiteren Vorteil, da es eine der wenigen Sportarten ist, bei der die Crew den Namen des Sponsors trägt. „Man spricht vom Boot Banque Populaire oder Macif“, erklärt Sportmarketing-Spezialist Vincent Chaudel. So würden die Sponsoren automatisch namentlich genannt. Vor allem, wenn die von ihnen unterstützten Crews in etwa 14 Tagen als erste die Ziellinie überqueren sollten.

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Ruhe vor dem Sturm herrscht derzeit bei französischen Wohltätigkeitsorganisationen. Denn seit 1. November gilt die Winterpause, in der Immobilienbesitzer säumige Mieter nicht auf die Straße setzen dürfen. Angesichts steigender Energiepreise und Lebenshaltungskosten fürchten Wohltätigkeitsorganisationen wie die Fondation Abbé Pierre jedoch nach Ende dieser Winterpause am 31. März 2022 einen starken Anstieg der Obdachlosenzahlen.

Die „trêve hivernale“ schützt zwar einerseits die Bedürftigen. Sie hat auf der anderen Seite jedoch auch dazu geführt, dass einige skrupellose Mieter diesen Umstand bewusst ausnutzen, um ein paar Monate keine Miete zu zahlen. Umgekehrt gibt es jedoch auch viele Immobilienbesitzer, die mit ihren Mietern nicht gerade freundlich umspringen. Erforderliche Renovierungen vorzunehmen, halten viele nicht für nötig. Denn sie wollen einfach nur möglichst viel Kasse machen. Deshalb werden Wohnungen nach einem Mietwechsel oft noch nicht einmal neu gestrichen. Trotzdem schrecken viele der Immobilienagenturen, die in Frankreich von den meisten Immobilienbesitzern zur Verwaltung von Mietobjekten eingesetzt werden, nicht davor zurück, die Kaution einfach einzubehalten, auch wenn nach deutschen Standards außer üblichen Gebrauchsspuren keine großen Mängel festzustellen sind.

In dem stundenlangen Übergabeprotokoll wird jedes Staubkörnchen festgehalten. „Schmierstreifen auf dem Spiegel“ oder „Spuren von Staub auf dem Fensterbrett“ steht da dann etwa zu lesen.

Löcher von Nägeln oder Schrauben zum Aufhängen von Bildern gelten dabei als die absolute Todsünde. Pro Loch, das nicht mit Moltofill zugeschmiert worden ist, berechnen Immobilienagenturen im Schnitt 10 Euro, die von der Kaution einbehalten werden. „Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich es wie die meisten Franzosen gemacht und einfach im letzten Monat keine Miete mehr bezahlt“, sagen deshalb viele Ausländer, wenn ihre Kaution einbehalten worden ist, obwohl die Wohnung in einem normalen Zustand übergeben wurde.