Kommentar:Siemens

Rekord-Aktienkurs als Abfallprodukt

Die Siemens-Kernsparten haben unter Vorstandschef Roland Busch gezeigt, was sie können. Nun steht eine Neuaufstellung an, um die Probleme der Kunden besser lösen zu können.

Rekord-Aktienkurs als Abfallprodukt

Siemens

Rekord-Aktienkurs als Abfallprodukt

Von Michael Flämig

Gibt es wichtigere Dinge als ein Aktienkurs auf Rekordniveau? Ja, sagt Vorstandschef Roland Busch in der Siemens-Hauptversammlung – nicht so nebenbei, sondern am Beginn seiner Rede. Dies lässt aufhorchen. Offenbar steht der Konzern vor einschneidenden Änderungen.

Nun lässt sich diese Notwendigkeit nicht unmittelbar aus dem Geschäftsverlauf ableiten. Zwar läuft die Konjunktur wahrlich nicht gut, und in China bläst Siemens sogar der Gegenwind kräftig ins Gesicht. Trotzdem steigerte der Konzern im ersten Quartal des Geschäftsjahres den Umsatz. Auch das operative Ergebnis übertrifft die Erwartungen des Kapitalmarktes. Dies resultiert eben in einem neuen Höchststand des Aktienkurses.

Operativ ist entscheidend

In dieser Lage kündigt Busch an, Siemens werde das Betriebssystem ändern. Jeder, der von Windows 7 auf Windows 10 umgestiegen ist oder sogar auf Linux umgesattelt hat, der weiß, dass eine derartige Änderung tiefgreifend sein kann. Busch machte den Aktionären denn auch klar, dass es um das große Ganze geht. Strukturen und Prozesse sprach er an, und auch die Art und Weise, wie Erfolg gemessen werden soll. Ansonsten allerdings blieb seine Darstellung wolkig.

Dies ist kein Zufall. Denn der Vorstand will das Konzept auf dem Kapitalmarkttag im Dezember vorstellen, und bis dahin muss es erst noch geformt werden. Letztlich gilt es, den Bewertungsabschlag zu zentralen Wettbewerbern abzuschütteln. Dabei konzentriert sich die öffentliche Diskussion darauf, dass Siemens kein Konglomerat mehr sein dürfe. Das Management nimmt diesen Punkt auf, indem der signifikante Abbau der Beteiligung an Siemens Healthineers immer wahrscheinlicher wird.  

Doch wichtiger ist es, operativ voranzukommen. Es gilt, Lösungen für den Vertrieb am Markt zu entwickeln, die sich weniger an der Spartenstruktur des Konzerns und mehr an den Problemen der Kunden ausrichten. Dies hört sich banal an, es ist jedoch eine hohe Kunst, dies in der Organisation eines Unternehmens abzubilden. Wenn es gelingt, winkt mehr Wachstum – und Kursrekorde sind die logische Folge.

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