Italien

Latium ist mehr als nur die Hauptstadt Rom

Die Region Latium um Rom steht im Schatten der Hauptstadt. Dabei hat sie vielerlei Attraktionen zu bieten.

Latium ist mehr als nur die Hauptstadt Rom

Hitze und Trockenheit haben Italien seit Monaten fest im Griff. Doch in Fiuggi, auf rund 700 Höhenmetern, lässt es sich auch jetzt aushalten. Der auf einem Hügel thronende mittelalterliche Ort, knapp 80 Kilometer von Rom entfernt, mit seinem unterhalb liegenden Kur- und Hotelviertel, war schon zur Römerzeit für seine Heilkraft bekannt. Mehrere Päpste schätzten das heilende Wasser. Und Michelangelo bekam hier sogar seine Nierensteine los. Nach einer zehntägigen Trinkkur fühlte er sich 1549 wie neu geboren. „Dieses Wasser hat die Kraft, Steine zu brechen“, soll er anschließend gesagt haben. Und der Marmor-Bildhauer kannte sich da aus.

Die Region Latium hat viel mehr zu bieten als Rom. Die Region, die etwas im Schatten der Toskana, Umbriens und Kampaniens steht, hat schattige Wälder, Berge mit einer Höhe von mehr als 2 000 Metern und Skistationen, sanfte Hügel, pittoreske Flusstäler, Strände und viele kulturelle Highlights wie die Etruskerstadt Viterbo zu bieten. Nur drei Kilometer von deren Stadtzentrum entfernt liegen die Terme dei Papi. Wie der Name schon sagt, wurden auch sie gern von Päpsten genutzt.

In diesen heißen Tagen lässt es sich gut entspannen in den Thermen – auch wenn das Wasser mit teilweise 58 Grad aus der Erde kommt. Der Besuch von Kulturstädten wie Florenz, Venedig und Rom ist in diesem Jahr eine einzige Tortur – nicht nur der Hitze wegen. Italien wird von einer regelrechten Touristeninvasion heimgesucht. Hotelzimmer oder Ferienwohnungen sind nicht nur in Rom oder Florenz kaum zu finden und häufig sehr teuer. Auch die Badeorte sind meist schon seit vielen Monaten ausgebucht. Ruhiger geht es da in den lauschigen Wäldern oder in den Thermen zu. Viele Thermen haben die letzten beiden Coronajahre für Investitionen in neue Spas, Pools und Hotelkapazitäten genutzt.

Laut Aurelio Crudeli, Generaldirektor des Branchenverbands Federterme, sind insgesamt zweistellige Millionenbeträge in die Modernisierung geflossen. Die 12000 Mitarbeiter der rund 180 italienischen Thermen wurden während der Pandemie überwiegend in Kurzarbeit geschickt. Die Regierung gewährte Boni für Aufenthalte in den Thermen: 200 Euro pro Person. Insgesamt 265000 An­träge wurden gestellt und genehmigt. Rund 53 Mill. Euro sind bisher ausgeschüttet worden. Noch sind aber nicht alle Gelder der Maßnahme, die zum 30. Juni ausgelaufen ist, abgerufen worden, sagt Crudeli. Allein die Terme dei Papi verzeichneten 20000 Anträge. Für viele Einrichtungen waren diese Hilfen entscheidend, um durch die Pandemie zu kommen. Unabhängig davon kann sich jeder Italiener einmal im Jahr eine zwölftägige Kur vom Hausarzt verschreiben lassen. Er muss lediglich eine Eigenbeteiligung von 55 Euro leisten und die Unterkunftskosten tragen.

Mit Ausnahme international be­kannter Destinationen wie Ischia, Abano Terme oder Sirmione dominieren in den meisten Thermalbädern Italiener. Das soll sich ändern. Gemeinsam mit Federterme bemühen sich verschiedene staatliche Institutionen darum, Ausländer als Kunden zu gewinnen, die auf dem Weg nach Rom oder anderswohin zwei oder drei Nächte Station machen sollen. Ob beim Luxus-Camping in den einsamen Terme di Vulci ganz im Norden der Region oder vor den Toren Neapels in Suio, wo im Complesso Termale Vescine mit Inhalationen, aber auch Beach Partys geworben wird. In den riesigen Acque Albule in Tivoli, wo einst Diktator Benito Mussolini in einem eigens für ihn reservierten Becken allein seine Runden drehen durfte, stehen ein riesiger Park mit Pools zur Verfügung, die teilweise die Größe kleiner Seen haben. Das alles nur eine knappe Stunde von Rom entfernt.

Die Aufenthalte sollen Linderung bei einer ganze Reihe von Leiden verschaffen. Nicht alle Einrichtungen entsprechen aber den Erwartungen deutscher Gäste, die meist viel mehr auf Wellness setzen und aufwendige Saunalandschaften schätzen, die man in Italien kaum vorfindet. Auch die Anfahrt ist in einigen Fällen langwierig und beschwerlich. Doch es muss ja nicht immer alles so aufwendig sein. Beim Essen, das stets ein Genuss ist, und mit ihrer Nähe zu den einzigartigen Kulturstätten graben die Italiener jedoch den meisten deutschen Thermen das Wasser ab.

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