Krisen-Boom im Handelsgeschäft droht langfristig als Gift zu wirken
März-Krisen
Kurzfristig Boom,
langfristig Gift
Von Philipp Habdank
Wenn die Welt am Abgrund steht, hat das Handelsgeschäft
Hochkonjunktur.
Im Dealmaking droht Schockstarre.
Im März und April geht es an den Börsen regelmäßig rund. Ob die Corona-Jahre 2020/21, der russische Überfall auf die Ukraine im Februar/März 2022 oder aktuell Donald Trumps gefährliches Spiel mit dem globalen Handelskrieg: Wenn die Welt gefühlt am Abgrund steht, feiert das Handelsgeschäft Hochkonjunktur und die Panik an den Märkten lässt bei Investmentbanken und Börsenbetreibern die Kassen klingeln.

Das lässt sich ganz gut an den historischen Handelsumsätzen der Deutschen Börse ablesen, die während der März-Krisen der vergangenen Jahre doppelt bis dreifach so waren wie in normalen Handelsmonaten. Im ersten Quartal verbuchte die Börse in ihrem Segment „Trading & Clearing“ einen satten Gewinnsprung, ebenso die Deutsche Bank im Handelsgeschäft.
Nicht von schnellen Handelsgewinnen blenden lassen
Doch die schnellen Euros im Handelsgeschäft dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Krisen langfristig nicht nur gut fürs Geschäft sind. Für die Deutsche Bank gilt das noch mehr als für die Deutsche Börse. Märkte beruhigen sich irgendwann wieder. Investoren gehen mit der neuen Situation um. Was allerdings bleibt, sind mittel- bis langfristige Krisenfolgen bei den Kunden.
Ein globaler Handelskrieg wäre beispielsweise für die Firmenkunden der Deutschen Bank gar nicht gut und folglich auch nicht für die Erträge der Corporate & Investmentbank. Schließlich verdient eine Bank in der Regel nur dann gut an Firmenkunden, wenn der Kunde selbst gut verdient. Hinzu kommt: Ein volatiles Marktumfeld beschert der Bank zwar kurzfristig hohe Handelsgewinne, doch für das Beratungsgeschäft zu Fusionen und Übernahmen oder Börsengängen ist es Gift.
Volatilität ist nicht planbar
Auch bei der Deutschen Börse darf der Erfolg im Handelsgeschäft nicht darüber hinwegtäuschen, dass nicht alle Geschäftsfelder ergebnisseitig gewachsen sind. Das erst gut ein Jahr alte Geschäftsfeld Investment Management Solutions (IMS), zu dem der dänische Spezialsoftware-Anbieter Simcorp gehört, soll verlässliche und stabile Erträge liefern. Im ersten Quartal trat es verglichen mit dem Vorjahresquartal allerdings auf der Stelle.
Der Aktienkurs ging zunächst stark zurück. Es wird noch dauern, bis Investoren die Eigenheiten dieses Geschäfts verstanden haben. Deutsche Bank und Deutsche Börse tun jedenfalls gut daran, sich noch unabhängiger von ihren volatilen Geschäftsfeldern zu machen. Schließlich wäre es doch schön, wenn der März zukünftig mal wieder ohne globale Krise auskommt.