Der König von Mayfair
Notiert in London
Der König von Mayfair
Von Andreas Hippin
The Ivy in Covent Garden gehört zu den bekanntesten Restaurants in der britischen Metropole. Klassische Gerichte, herausragender Service – damit hat sich das 1917 als italienisches Café ohne Lizenz für den Alkoholausschank eröffnete Lokal einen Namen gemacht. Hier gingen nicht nur Schauspielerinnen wie Marlene Dietrich und Vivien Leigh ein und aus.
Die Nähe zu den Theatern im Londoner West End sorgte auch sonst für ein illustres Publikum. 1950 übernahm es die Restaurantgruppe Wheeler's. Die Eigentümer wechselten danach häufiger. Dem Image tat es keinen Abbruch. Prinzessin Diana gehörte ebenso zu den Gästen wie Margaret Thatcher. Es handelt sich also um das, was man gemeinhin als „Trophy Asset“ bezeichnet.
Käufer für The Ivy gesucht
Nun steht es erneut zum Verkauf. Der auch als „König von Mayfair“ bekannte Eigentümer, Richard Caring, erwarb The Ivy 2005 zusammen mit der Caprice Holdings Group. Mittlerweile hat er daraus eine Kette von mehr als 40 Cafés, Brasserien und Restaurants in Großbritannien und Irland gemacht. Seit 2019 hat der Gastronom Sheikh Hamad bin Jassim bin-Jaber al-Thani mit an Bord, ein Mitglied der Herrscherfamilie von Katar. Der Sprung über den großen Teich befindet sich offenbar in Vorbereitung.
Sky News zufolge ist die wenig bekannte Private-Equity-Gesellschaft Si Advisers an der Gruppe interessiert. Es geht um rund 1 Mrd. Pfund. Hinter dem Vehikel stecken Hamza Ben Abderahmen, der zuvor für den Finanzinvestor TPG tätig war, und Ameel Somani, den man von Helios Investment Partners kennt. Der Abschluss könnte innerhalb weniger Wochen zustande kommen.
Hauch des Exklusiven fehlt
Caring begann angeblich schon Ende vergangenen Jahres mit der Suche nach einem Abnehmer für seine Anteile an The Ivy. Was ihn zum Verkauf motiviert, ist schwer zu sagen. Doch der Mann hat Ideen. Er liebt Exklusivität. Von einem Besuch einer Niederlassung von The Ivy sollte man das nicht mehr unbedingt erwarten.
Hier geben sich Prominentenzahnärzte aus Westfalen, Wirtschaftsprüfer und Touristen aus der chinesischen Provinz die Klinke in die Hand. Hier veranstalten Unternehmen, die Journalisten beeindrucken wollen, ihre Hintergrundgespräche. Wenn der Hauch des Exklusiven fehlt, beschweren sich auch Kunden auf Tripadvisor über aus ihrer Sicht schlechten Service und zu hohe Preise.
Warten auf die nächste Idee
Sollen das doch andere weiterführen, mag sich Caring denken. Auch ohne The Ivy ist der „König von Mayfair“ weit davon entfernt, abzudanken. Ihm gehört in dem Nobelstadtviertel im Londoner Westen weiterhin der Privatclub Annabel's und das Restaurant Sexy Fish. Auch die Caprice-Restaurants Bacchanalia und Scott's bleiben ihm erhalten. Am Leicester Square betreibt er das Fischrestaurant J Sheekey.
Der Mann ist umtriebig. Das nötige Kleingeld hat er auch. Man darf auf seine nächste Idee gespannt sein. Langweilig wird es auf jeden Fall nicht in der Londoner Restaurantszene.