Notiert inLondon

Paddington stellt alle in den Schatten

Paddington liegt derzeit in der Publikumsgunst ganz vorn. Ein Musical ist in Arbeit, im Herbst kommt ein neuer Film und eine neue Touristenattraktion öffnete gerade ihre Pforten.

Paddington stellt alle in den Schatten

Notiert in London

Paddington stellt alle in den Schatten

Von Andreas Hippin

Wenn es darum geht, wer derzeit die beliebteste britische Pop-Ikone ist, hat der kleine Bär Paddington gute Chancen auf die Spitzenposition. James Bond ist zu altbacken. Die Figur wird gerade neu erfunden, um sie jüngeren Zielgruppen schmackhaft zu machen. Ed Sheeran? Dua Lipa? Paddington stellt sie alle in den Schatten.

Im Herbst kommt der mittlerweile dritte Film über seine Abenteuer in die britischen Kinos: Paddington in Peru. Ein Musical ist in Arbeit. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es in London eine Touristenattraktion geben würde, die dem Bären mit der Vorliebe für Orangenmarmelade-Sandwiches gewidmet ist. Vergangenen Monat öffnete The Paddington Bear Experience die Pforten.

Strategisch platzierte Touristenattraktion

Das gleich neben London Eye, The London Dungeon und Shrek’s Adventure London in der County Hall platzierte Angebot zielt auf zahlungskräftige Reisende, denen es nicht genügt, sich die Paddington-Statue am gleichnamigen Bahnhof der britischen Metropole anzusehen.

Das „interaktive Abenteuer“ führt die Besucher von dem Moment, in dem der kleine Bär aus dem tiefsten Peru seine künftige Gastfamilie, die Browns, am Bahnhof Paddington trifft, bis in ihr Zuhause in 32 Windsor Gardens. Ein kleiner Abstecher nach Peru ist ebenso dabei wie ein Straßenfest zum „Marmalade Day“ mit Paddington höchstpersönlich.

Viel Rummel um einen kleinen Bären

Der Besuch ist nicht ganz billig. Auf der Website werden, je nach Zeitpunkt, auch schon einmal 39 Pfund pro Kind gefordert. Aber das ist man in London ja gewohnt, und der Kritiker des „Guardian“ äußerte sich wohlwollend über das Erlebnis. Der BBC-Kameramann Michael Bond, der sich die Figur ausdachte, hätte sicher nie erwartet, dass es einmal so einen Rummel um sie geben würde.

Inspirierte hatte ihn ein Teddybär in einem Ladenregal, der dort sehr verloren aussah. Er kaufte ihn am Heiligabend 1956 für seine Frau. „Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären“, steht auf dem Schild, das Paddington am Anfang um den Hals trägt. Die Figur erinnert an die jüdischen Flüchtlingskinder, die im Zweiten Weltkrieg aus Europa in Großbritannien ankamen, und an die Londoner Kinder, die wegen der deutschen Luftangriffe aufs Land evakuiert wurden.

Tee mit der Queen

Bond lebte in der Nähe des Bahnhofs Paddington. Angeblich schrieb er das erste Paddington-Buch in nur zehn Tagen. Weltweit wurden mehr als 40 Millionen Bücher der Paddington-Serie verkauft. Sie wurde in über 40 Sprachen übersetzt. Als sich Queen Elizabeth II in einem Video zu den Feierlichkeiten ihres Kronjubiläums 2022 beim Afternoon Tea mit Paddington zeigte, war klar: Der Bär ist eine Ikone.

Bond durfte das nicht mehr miterleben. Er starb während der Dreharbeiten zum zweiten Paddington-Film. Seine Tochter, Karen Jankel, beschäftigte sich bis 2016 mit der Vermarktung des Bären. Nun kümmert sie sich nur noch um die Rechte an den Büchern. An The Paddington Bear Experience war sie nicht beteiligt.

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