KommentarShell-Hauptversammlung

Klimaschützer verlieren Einfluss bei Shell

Auf der Shell-Hauptversammlung bekam ein Antrag von Klimaschützern weniger Unterstützung als 2023. Desinvestitionen sind ein Grund dafür.

Klimaschützer verlieren Einfluss bei Shell

Shell

Klimaschützer verlieren Einfluss

Von Andreas Hippin

Hauptversammlungen bieten Selbstdarstellern aller Art die Möglichkeit, einmal vor großem Publikum aufzutreten. Wer einmal ein Aktionärstreffen der Deutschen Telekom besucht hat, kann davon ein Lied singen. Sie ermöglichen aber auch, berechtigte Anliegen vorzutragen. Bei Shell versuchen die Klimaaktivisten von Follow This, durch Aktionärsanträge Einfluss auf die Unternehmensstrategie für die Energiewende zu nehmen.

Dieses Jahr fanden sie weniger Unterstützung für ihre Forderung, die mittelfristigen Emissionsziele in Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaschutzabkommen zu bringen. Waren es 2023 noch 20,19% des anwesenden Kapitals, so konnten sich diese Woche nur noch 18,62% dafür erwärmen. Dabei hatten sich vorab 27 Anteilseigner hinter den Antrag gestellt.

Strategie revidiert

Shell hatte sich im vergangenen Jahr von der Ansage verabschiedet, die Ölförderung Jahr für Jahr weiter zurückzufahren. Man hätte deshalb erwarten können, dass mehr institutionelle Anleger Unmut bekunden. Zumindest wenn man die Slogans liest, die ihre Firmenzentralen schmücken und einen manchmal glauben lassen, man sei bei Greenpeace oder Amnesty International gelandet.

Einer der Gründe dafür, dass weniger tun, was sie in Sonntagsreden behaupten, dürfte der Erfolg des Unternehmens sein. Viele Klimaziele werden sich als unerreichbar erweisen. Öl und Gas könnten für eine längere Übergangsphase benötigt werden als weithin erwartet. Shell dürfte dann davon profitieren, dass das Unternehmen die Explorationstätigkeit nicht eingestellt hat. Pensionsfonds sind auf Dividenden angewiesen, um ihren Verbindlichkeiten nachzukommen. Der Öl- und Gaskonzern liefert trotz Übergewinnsteuer verlässliche Cashflows.

Aussteiger reden nicht mehr mit

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum die Opposition auf der Hauptversammlung schwächer wird: Kritische Aktionäre wie der Pensionsfonds der Church of England sind ausgestiegen. Ein gutes Gewissen mag zwar ein sanftes Ruhekissen sein, aber wer desinvestiert, verliert jeden Einfluss.