Würde Andrea Enria nicht dauernd seine Stirn in sorgenvolle Falten legen und mahnend den Finger in Richtung Großbanken Eurolands heben – der Chef der europäischen Bankenaufsicht SSM hätte seinen Beruf verfehlt. Zugegeben: Wenn dies geschieht, nachdem Ende 2021 die harte Kernkapitalquote der großen Institute fast Rekordniveau erreicht hat und der Anteil fauler Kredite am Forderungsvolumen mit 2,1% auf den tiefsten Stand seit Gründung des SSM 2014 gefallen ist, kann das bizarr wirken. Fakt ist aber, dass zu dieser Entwicklung enorme Hilfen des Staates und der Geldpolitik beitrugen, und ebenso, dass sich Banken auf diese in einem durch den Krieg vollkommen veränderten Umfeld nicht mehr verlassen können. Dies macht Kapitalpläne hinfällig, die Banken auf Basis von Schönwetter-Szenarien entworfen haben. Zur Nagelprobe kommt es nun auch für den 2018 in Kraft getretenen Bilanzstandard IFRS 9, der die Risikovorsorge vorausschauender ausrichten sollte. Bisher scheint er zu funktionieren: Schon im Startquartal hat das Volumen wackeliger Kredite angezogen.