ABB

Newsflow mit System

ABB-CEO Björn Rosengren hat stets die Investoren im Auge, wenn er mit der Presse spricht. Die Kommunikation hat offensichtlich System – und erreicht bislang das gewünschte Ergebnis.

Newsflow mit System

Jede Woche eine Schlagzeile. Es scheint gerade so, als hätte ABB-CEO Björn Rosengren eine solche Devise an seine 21 Divisionschefs ausgegeben. Wahrscheinlicher ist, dass diese in den vergangenen zwei Jahren den Masterplan ihres Konzernlenkers verinnerlicht haben. Rosengren hat seit seinem Antritt in der Schweiz hinreichend klargemacht, dass er das Unternehmen streng nach finanziellen Kriterien führen will. So hat der 62-Jährige auch stets die Investoren im Auge, wenn er mit der Presse kommuniziert.

Die Kommunikationsstrategie hat das gewünschte Ergebnis gebracht. Trotz Pandemie haben die ABB-Aktien in den vergangenen zwei Jahren mehr als 30% an Wert gewonnen, und auch die seit Jahresbeginn etwas eingetrübte Börsenstimmung vermochte den Valoren nicht viel anzuhaben.

Der laufende Monat zeigt beispielhaft, wie ABB den Newsflow am Laufen hält: Auf das vor allem in puncto Marge nicht vollumfänglich überzeugende Jahresergebnis folgte der Kapitalmarkttag der bis Mitte des Jahres abzuspaltenden E-Mobility-Division. Das Geschäft mit den Ladestationen brummt wie kein anderes im Portfolio des Elektrotechnikkonzerns und ist geeignet, die Fantasie der Investoren anzuregen. Daran ändert auch der Umstand wenig, dass die hohen Börsenbewertungen von Wachstumsfirmen wie dem US-amerikanischen E-Mobility-Mitbewerber Chargepoint unlängst gerade ziemlich unter Druck gekommen sind. Schließlich lässt Rosengren keine Zweifel daran aufkommen, dass ABB eine Konsolidierung der Bewertungen für Akquisitionen nutzen könnte.

Nur eine Woche später kommuniziert ABB nun weitere Einzelheiten zur anstehenden Trennung vom Turbolader-Geschäft. Und Rosengren macht keinen Hehl daraus, dass er diese hochprofitable Division lieber in die Hände seiner Aktionäre legt, als eines der zweifellos verlockenden Angebote von Private-Equity-Investoren anzunehmen.

Damit dürfte der Schwede in der Finanzgemeinde weitere Sympathiepunkte für ABB gewonnen haben. Nicht nur signalisiert das Unternehmen mit einem Spin-off, dass es zur Finanzierung von jährlich fünf bis zehn Übernahmen – wie sie Rosengren vorschweben – keines Verkaufs von altem Tafelsilber bedarf. Vielmehr demonstriert der Konzern auch, dass er mit seinen Ressourcen haushälterisch umzugehen weiß und auf die Bildung einer opportunistischen Kriegskasse verzichten kann. Diese Botschaften vermittelt der ABB-Newsflow zwischen den Zeilen. Die Kommunikation hat offensichtlich System.