Nicht über den Berg
Nord/LB
Nicht über
den Berg
Von Carsten Steevens
Ende der vergangenen Dekade stand es Spitz auf Knopf für die Nord/LB. Dass die Landesbank verheerende Kreditwertberichtigungen infolge der Schifffahrtskrise überstand, hat sie der Rettung durch das Land Niedersachsen sowie verschiedenen Akteuren der Sparkassenorganisation zu verdanken. Sie sorgten mit Kapital- und Garantiehilfen dafür, dass sich das Institut in den vergangenen Jahren stabilisieren und neu ausrichten konnte. Freilich passte auch der Rückenwind nach der EZB-Zinswende gut in diese Phase der Stabilisierung.
Die Nord/LB schrumpfte, reduzierte Risiken, verabschiedete sich von der Schiffs- und der Flugzeugfinanzierung und fokussierte sich auf profitables Kerngeschäft im Heimatmarkt. Bei Firmenkunden und im gewerblichen Immobilienmarkt ist die Landesbank weiterhin gefragt. Die Aussichten für Finanzierungen im Bereich der Erneuerbaren Energien und der Infrastruktur sind vielversprechend. Für das mehrheitlich beteiligte Küstenland Niedersachsen ist die Landesbank als „Bank der Energiewende“ von Nutzen. Das sorgt für Rückhalt.
Track Record fehlt
Die zwischenzeitlichen Erfolge finden Anerkennung, wie Ratinghochstufungen zeigen. Doch über den Berg ist die Nord/LB nach wie vor nicht. Die Ergebnisse sind im Wettbewerbsvergleich zu niedrig. Gewinne könnte die Bank, die seit einem Jahrzehnt keine Dividenden mehr gezahlt hat, wieder ausschütten. Doch tun die Eigentümer mit ihren unterschiedlichen Interessen vorerst gut daran, auf Ausschüttungen zu verzichten und der Substanzstärkung den Vorrang zu geben. Die Bank muss der mehrjährigen Einführung einer neuen Banksteuerungs-IT viel Aufmerksamkeit widmen. Zugleich benötigt sie mehr Nachweise, dass sie mit ihrem Geschäftsmodell und ihrer neuen Ausrichtung die Profitabilität weiter verbessern kann.
Fortschritte bei der Steigerung der Rentabilität wären auch mit Blick auf mögliche Veränderungen im Trägerkreis hilfreich. Eine Übernahme der Anteile etwa, die das Sparkassenlager im Zuge der Bankrettung temporär in zwei Zweckgesellschaften bündelte, wäre so leichter möglich.