Zensur in China

Nichts zu sehen im Hypotheken­streik

Chinas Internetregulierer sperrt Informationen rund um einen Protest chinesischer Wohnkreditkunden. Denn ein Anzeichen für eine mögliche Krise am Immobilienmarkt soll bloß kein Hingucker sein.

Nichts zu sehen im Hypotheken­streik

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Chinas Staatsführung und Zensurapparat tut sich seit jeher mit freiem Informationsfluss schwer. Wirtschaftsbeobachter und Anleger sollen nicht immer alles wissen und von negativen Nachrichten, die Konjunkturpessimismus fördern oder gar Marktunruhe heraufbeschwören, tunlichst ferngehalten werden. Als Motto kann gelten: „Was der China-Ökonom nicht weiß, macht ihn nicht heiß.“ Jüngstes Beispiel ist der aufsehenerregende Boykott chinesischer Hypothekennehmer, die Kredite für den Kauf von Wohnungs­objekten, die von überschuldeten Immobilienentwicklern verspätet oder vielleicht auch gar nicht mehr fertiggestellt werden, nicht länger bedienen wollen. Zuletzt ist die Zahl der Hypotheken-Nichtzahler, die ihr Protest­verhalten auch noch offenlegen, so stark angeschwollen, dass der Internetregulator nun jegliche Kommunikation und Informationsverbreitung zu dem Thema unterbindet, Chaträume schließt und Social-Media-Konten sperrt. Nur so kann wohl gewährleistet werden, dass das neueste Indiz für eine Krise am chinesischen Wohnimmobilienmarkt nicht zum Hingucker wird.

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