Notiert inParis

One more time − Paris will den Olympia-Effekt verlängern

Paris träumt davon, den Olympia-Effekt zu verlängern. Die Veranstaltung hat nicht nur bei den Wettkämpfen Rekorde gebrochen. Einige zunächst belächelte Olympia-Produkte genießen inzwischen Kultstatus.

One more time − Paris will den Olympia-Effekt verlängern

Notiert in Paris

One more time

wü Paris
Von Gesche Wüpper

Die Crème de la Crème der französischen Elektromusik, 300 Athleten und 70.000 Zuschauer: Mit einer großen Feier zur Ehrung der Sportler auf den Champs Élysées am Triumphbogen hat sich Paris von den Olympischen und Paralympischen Spielen verabschiedet. Frankreich träumt davon, dass der Olympia-Effekt weiter andauert, Präsident Emmanuel Macron eingeschlossen, der jetzt jedes Jahr am 14. September ein großes Sportfest zelebrieren will. Die Olympia-Nostalgie zeigt sich auch daran, dass der Musikdirektor der Spiele, Victor Le Masne, und Star-DJ Kungs Gäste der abendlichen Nachrichtensendung um 20 Uhr im staatlichen Fernsehsender France 2 waren.

Die vor Beginn verschrienen Spiele haben die gerne meckernden Franzosen verzaubert und gleichzeitig nicht nur bei den Wettkämpfen viele Rekorde gebrochen. Mehr als 12 Millionen Eintrittskarten hat das Organisationskomitee für sämtliche Wettkämpfe verkauft, so dass die Stadien im Schnitt zu 95% ausgelastet waren. 60 Millionen Fernsehzuschauer weltweit haben die Übertragungen der Olympischen Spiele verfolgt, 49 Millionen die Paralympischen. Und „Nightcall“, der von Kavinsky zusammen mit der Band Phoenix und der belgischen Sängerin Angèle bei der Abschlusszeremonie gespielte Song, ist auf der Musikapp Shazam zu einem der meistgesuchten Titel geworden. Überhaupt hat es das Organisationskomitee verstanden, die durch Bands wie Daft Punk und Air berühmt gewordene französische Elektromusik gut in Szene zu setzen.

Helfer-Outfits und Maskottchen gefragt

Dass viele Franzosen manchmal aber zu negativ eingestellt sind, zeigen die Kleidung der freiwilligen Helfer und die Maskottchen. Zunächst als zu proletenhaft kritisiert, hat das von Decathlon entworfene Outfit der Helfer inzwischen Kultstatus erreicht, allen voran der passtellbunte Bob, der auf Verkaufsplattformen wie Ebay und Vinted zu teilweise astronomischen Preisen von bis zu 400 Euro angeboten wurde. Die Partnerschaft mit den Olympischen Spielen hat Decathlon nach eigenen Angaben mehr als erhofft eingebracht. In den in Austragungsstädten gelegenen Geschäften der Sportartikelhandelskette ist die Zahl der Kunden zweistellig gestiegen.

Bei Carrefour wiederum waren Olympia-Produkte gefragt. 4,3 Millionen Stück hat der Einzelhändler davon verkauft, davon allein 560.000 Maskottchen. Dabei hatten die roten sogenannten Phrygen, die an die Hauben aus der Zeit der Französischen Revolution erinnern sollen, in Sozialen Netzwerken und bei einigen Medien zunächst für reichlich Spott gesorgt. Einige speziell für die Paralympischen Spiele entworfene Modelle sind nach Angaben der Hersteller sogar ausverkauft. Und auf dem ersten speziell für Olympia-Produkte veranstalteten Flohmarkt im Pariser Vorort Saint-Denis haben sich die Kunden die angebotenen Waren buchstäblich aus den Händen gerissen. Einige waren sogar extra aus anderen Regionen für den Verkauf angereist. Rund 20 davon sind in den nächsten Wochen geplant.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.