Perfektes Timing für Familie Viessmann
Viessmann-Deal
Perfektes Timing
Von Christoph Ruhkamp
Für eine Prüfung des Viessmann-Milliardendeals durch die Bundesregierung fehlt die Rechtsgrundlage. Die Unternehmerfamilie hat den bestmöglichen Zeitpunkt erwischt, um ihre Firma zu versilbern.
Die Unternehmerfamilie Viessmann versilbert ihren 106 Jahre alten Heizungskonzern. Das Timing dafür ist perfekt. Mehr hätte die Dynastie aus Nordhessen zu keinem anderen Zeitpunkt erzielen können. Das jetzt verkaufte Geschäft mit den klimafreundlichen Wärmepumpen wird bald noch stärker boomen, weil die Bundesregierung es subventioniert und ab 2024 radikal von fossilen Heizungen auf Wärmepumpen umstellt. Das bringt Planungssicherheit für die asiatische Billigkonkurrenz von Konzernen wie Panasonic, Samsung oder Mitsubishi. Ab jetzt geht es um Größe und Stückzahl. Es gewinnt, wer das kann und zugleich die Finanzkraft hat, um Milliarden in neue Fabriken in Polen und der Slowakei zu investieren.
Mit 12 Mrd. Euro, davon 80% in bar, zahlt der US-Klimatechnikspezialist Carrier Global das 13-Fache vom operativen Gewinn für die Viessmann Climate Solutions. Für 106 Jahre Unternehmensgeschichte erhalten die 11.000 Beschäftigten 106 Mill. Euro Bonus – etwas weniger als 1% vom Verkaufserlös. Allerdings hätte Familie Viessmann auch finanziell attraktivere Optionen wählen können, die für die Beschäftigten weniger angenehm gewesen wären – etwa einen Börsengang, eine andere strategische Partnerschaft oder Private Equity als Partner. Jetzt erhalten sie Standortzusagen und Beschäftigungsgarantien.
Ein Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist das Ganze nicht. Die Gewinne der Viessmann Climate Solutions gehen zwar künftig in die USA, aber das tun sie auch bei den meisten Dax-Konzernen. Außerdem bleiben die Arbeitsplätze überwiegend hier. Innerhalb des Carrier-Konzerns kommt Viessmann nun global zur Geltung und kann dank der Börsennotierung von Carrier mit dem US-Kapitalmarkt im Rücken Milliardenbeträge investieren. Mit den 10 Mrd. Euro Barerlös aus dem Verkauf investieren die Viesmanns zudem größtenteils in die verbleibende Viessmann Group. Deren Kerngeschäft ist die Holding Viessmann Invest mit 30 Beteiligungen an zukunftsträchtigen Klimaschutzfirmen.
Die Aufregung der Bundesregierung – namentlich von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck – befremdet eher. Von einer „Prüfung“ des Deals spricht er. Doch die Außenwirtschaftsverordnung taugt nicht als Grundlage. Dafür müsste es sich bei den Wärmepumpen um kritische Infrastruktur handeln, was aber nicht der Fall ist. Man hat die Weichen in Richtung Wärmepumpen im Eiltempo gestellt und damit Familienunternehmen überfordert. Berlin sollte sich jetzt besser raushalten. Sonst werden Konzerne abgeschreckt, die hierzulande in die Energiewende investieren.