Philips hat Klärungsbedarf
Umsatzwarnung
Philips hat Klärungsbedarf
Von Helmut Kipp
Voreilige Optimisten haben vor Monaten das Jahr der Wende für Philips ausgerufen. Das hing zum einen mit dem Vergleich in Sachen Klagen wegen Personenschäden durch schadhafte Schlaftherapiegeräte zusammen, bei dem der Konzern mit 1,1 Mrd. Dollar viel weniger als befürchtet zahlen muss. Zum anderen lag es am klaren Margenanstieg, der die Erwartung nährte, dass der niederländische Medizintechnikkonzern das operative Tal hinter sich lassen kann. Doch mit dem aktuellen Quartalsbericht haben sich hochfliegende Kapitalmarkterwartungen in Luft aufgelöst. Die über drei Monate aufgelaufene Kurserholung ist wieder ausradiert.
Scharfe Revision
Auslöser der Ernüchterung ist das China-Geschäft, das sowohl im Krankenhaus- als auch im Konsumentenbereich massiv unter Druck steht. Und wieder einmal muss das Management zurückrudern. Noch vor drei Monaten wurde der Umsatzausblick bestätigt, also zu einem Zeitpunkt, als bereits die Hälfte des Jahresgeschäfts im Sack war. Und nun diese scharfe Revision. Da drängt sich die Frage auf: Wie kann es sein, dass die Verantwortlichen die Entwicklung in der Volksrepublik so grundlegend falsch eingeschätzt haben, dass ein einziges Abnehmerland für eine Revision der globalen Umsatzprognose um drei Prozentpunkte, bezogen jeweils auf die Mitte der alten und der neuen Spanne, verantwortlich ist?
Unselige Tradition
Der seit zwei Jahren amtierende CEO Roy Jakobs setzt damit die unselige Tradition seines Vorgängers Frans van Houten fort, der die Resilienz des Konzerns gegen Störungen in den Lieferketten weit überschätzt hat und dessen mittelfristige Rendite- und Wachstumsziele man als Luftschloss bezeichnen muss. Jakobs hat bisher eigentlich ganz gut kommuniziert und mit der Umsetzung des Spar- und Effizienzprogramms Pluspunkte am Kapitalmarkt gesammelt. Doch die Fehleinschätzungen zum China-Geschäft machen den guten Einstand komplett zunichte. Er muss dringend klären, warum Philips in den Geschäftsausblicken so danebenliegt. Denn eigentlich hat Medizintechnik den Ruf, ein vergleichsweise verlässliches und gut prognostizierbares Geschäft zu sein.