Ein Sommer voller Stars
Notiert in München
Ein Sommer voller Stars
Von Joachim Herr
An Selbstbewusstsein mangelt es den Bayern und besonders den Münchnern nicht. Ihre Stadt leuchtet aus ihrer Perspektive heller als jede andere in Deutschland. In diesem Jahr strahlen in der Tat etliche ziemlich große Rock- und Popsterne in der Isarmetropole. „A Sky Full of Stars“ von Coldplay wäre der passende Titel. Er steht auch auf der Setlist ihrer „Music of the Spheres World Tour“: Am 15., 17. und 18. August tritt die britische Band im Olympiastadion auf. Der Veranstalter Live Nation meldete schon vor einem Jahr: Alle drei Konzerte von Coldplay sind ausverkauft. Jeweils 75.000 Menschen werden in der Arena mit dem Zeltdach erwartet.
Gleich zehnmal kommt in diesem Monat Adele in München auf die Bühne – zwischen dem 2. und 31. August. Es ist ein besonderes Ereignis für die Konzertbranche, denn für die englische Pop- und Soulsängerin sowie Songwriterin wurde eigens eine Veranstaltungsarena mit 74.000 Plätzen gebaut. Und nicht nur das: Auf dem Freigelände der Münchner Messe im Stadtteil Riem ließen die Veranstalter eine ganze Landschaft für die Fans errichten. In dieser „Adele-World“ gibt es ein Riesenrad (wenn auch kein besonders großes), ein Kettenkarussell, wenig überraschend fürs Lokalkolorit einen Biergarten, Verkaufsstände für Essen und Getränke. Merchandising-Produkte bringen ebenfalls Geld in die Kasse.
Preise wie auf dem Oktoberfest
Die Preise sind auf Wiesn-Niveau: Die Halbe Helles kostet 7 Euro, ein Glas mit 0,2 Liter Wein 8,50 bis 14,50 Euro. Das schmeckt ein wenig nach Superlativen. Unbestritten gilt das laut Veranstaltern für den Ort, an dem sich Adele mit ihrer Musik präsentiert: die 220 Meter lange und 17 Meter hohe LED-Wand im Rücken der ebenso langen Bühne. Auf einem etwa 90 Meter langen Laufsteg und zwei Rundwegen kommt Adele zumindest einem Teil ihres Publikums recht nah.
Die Eintrittspreise liegen zwischen 74,90 und knapp 700 Euro. Wer Fortune hat, ergattert eines der sogenannten Lucky-Dip-Tickets für 35 Euro. Wo der Platz dann in der Arena ist, erfahren die Glückspilze erst an Ort und Stelle. Es kann ein Stehplatz in der ersten Reihe sein, aber auch ein Sitzplatz ganz hinten.
In Europa nur in München
Münchner Hotels und Gaststätten können mit einer kleinen Sonderkonjunktur rechnen, denn es sind auf dieser Tour die einzigen Konzerte von Adele in Europa. Das Publikum ist reichlich international. Hinter der Konzentration auf München steckt wohl die Unlust zu reisen, die der Künstlerin nachgesagt wird.
Auf Taylor Swift trifft das nicht zu. In Deutschland begeisterte sie ihre Fans in Gelsenkirchen, das sich spaßeshalber in „Swiftkirchen“ umbenannte, und in Hamburg, ehe sie am letzten Juliwochenende zweimal im Münchner Olympiastadion auftrat. Dort bejubelten sie nicht nur 74.000 Menschen in der Sportstätte, sondern auch auf dem Olympiaberg. Nach Schätzung der Polizei waren es 40.000 auf den Wiesenhängen, die einen Blick auf die Bühne erhaschten. Dank des günstigen Winds konnten sie die Songs von Taylor Swift recht gut hören – ohne Eintrittskarte.