Im BlickfeldPrivate Markets

Secondhand-Shopping im Trend

Der globale Secondaries-Markt verzeichnet laut Jefferies 2024 ein Rekordvolumen. Das liegt auch an einem veränderten Preisniveau, das 2024 wieder deutlich verkäuferfreundlicher war als in den Vorjahren.

Secondhand-Shopping im Trend

Im Blickfeld: Privater Sekundärmarkt

Secondhand-Shopping
in den privaten Märkten

Der globale Secondaries-Markt markiert 2024 ein Allzeithoch, bleibt verglichen mit dem Primärmarkt dennoch eine Nische. Was ist der Sekundärmarkt ohne den Liquiditätsnotstand in den privaten Märkten?

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Shop, Baby, shop. Wer nur tief genug gräbt und genau hinschaut, der findet in den Wühltischen von Secondhand-Kleiderläden immer wieder echte Schnäppchen. Designerstücke, die zwar nicht neu sind, aber über die Jahre doch so liebevoll gepflegt wurden, dass ihr neuer Träger an ihnen noch viele Jahre Freude hat. Der Markt wächst und könnte laut Statista bis 2026 weltweit schätzungsweise auf rund 200 Mrd. Euro Umsatz anwachsen.

In dieser Größenordnung spielt auch der Zweitmarkt für Privatmarktinvestments, wo eine vergleichbare Schnäppchenjägermentalität herrscht. Nur werden hier keine alten Designerklamotten gesucht, sondern Investoren halten Ausschau nach reduzierten Fondsanteilen, die sie anderen Investoren während der Laufzeit gegen einen Abschlag abkaufen können. Im Fachjargon nennt man diese Transaktionsart „Secondaries“.

Secondaries-Markt stellt Bestmarke auf

Mit einem weltweiten Transaktionsvolumen von 162 Mrd. Dollar markierte der Markt 2024 nach zwei etwas schwächeren Jahren ein Allzeithoch. Das geht aus dem aktuellen Global Secondary Market Report der US-Investmentbank Jefferies hervor. Der bisherige Rekord aus dem Jahr 2021 mit 132 Mrd. Dollar wurde damit um fast ein Viertel übertroffen. Verglichen mit dem Vorjahr betrug der Volumenanstieg sogar fast 45%.

In Relation zum Primärmarkt ist der Sekundärmarkt aber immer noch verhältnismäßig klein. „Weniger als 2% der global von Private Equity verwalteten Vermögenswerte handeln jährlich auf dem Sekundärmarkt“, sagt Manuel Häusler, der beim Vermögensverwalter Ardian für Secondaries zuständig ist. Private Equity sei aufgrund der festen Fondslaufzeiten eine sich selbst liquidierende Anlageklasse. Investoren müssten den Zweitmarkt also nicht zwingend nutzen, um ihr Geld zurückzuerhalten. Er sei aber eine zusätzliche Option, um das Portfolio aktiv zu steuern.

Private Equity dominiert Secondaries-Markt

Mit einem Marktanteil von 70% entfallen mehr als zwei Drittel des gesamten Secondaries-Markts auf Private Equity. Das entspricht rund 113 Mrd. Dollar. Auf dem zweiten Platz hat Private Credit im vergangenen Jahr mit 12% Marktanteil Venture Capital (11%) überholt. Während der Private-Credit-Marktanteil 2024 von 5 auf 12% zulegen konnte, hatte der Immobiliensektor mit lediglich 2% Marktanteil auch im vergangenen Jahr so gut wie keine Bedeutung.

Eine mögliche Erklärung dafür liefert die Preisentwicklung der Sekundärmärkte. Diese werden prozentual zum Net Asset Value (NAV) angegeben. Je niedriger dieser Wert ist, desto höher ist im Umkehrschluss der Abschlag auf den Portfoliowert, den ein Verkäufer hinnehmen muss. Von 2021 auf 2022 waren die Abschläge über alle Anlageklassen hinweg gestiegen. Im Schnitt sanken die Preise auf 81% des NAV ab. Am heftigsten erwischte es Venture Capital (68%), gefolgt von Immobilien (71%) und Private Credit (72%). Private Equity blieb mit einem Rückgang um 10 Prozentpunkte auf 87% verhältnismäßig stabil.

Der Preis ist heiß

War 2023 für alle Anlageklassen noch ein schwieriges Umfeld, sind die Preisabschläge im vergangenen Jahr überall wieder (teils deutlich) kleiner geworden – mit Ausnahme von Real Estate, wo die Abschläge nahezu unverändert 28% betragen. Die Venture-Capital-Abschläge hingegen haben sich auf 25% reduziert. Noch stärker war die Erholung bei Private Credit, wo die Abschläge von 23% auf 9% gesunken sind und folglich ein starkes Indiz dafür liefern, warum im vergangenen Jahr deutlich mehr Investoren bereit waren, Anteile von Private-Credit-Fonds zu verkaufen. Die aufgrund der hohen Abschläge potenziell hohen Verluste aus den Immobilienfonds wird hingegen wohl niemand freiwillig realisieren, der nicht dazu gezwungen ist, zu verkaufen.

Der Liquiditätsdruck der vergangenen Jahre, verbunden mit dem derzeit geringen Exitvolumen bei Private Equity, hat laut Häusler sicherlich dazu beigetragen, dass der Sekundärmarkt gewachsen ist. „Wir sehen aber auch langfristige Treiber und schätzen, dass der Markt bis 2030 auf rund 300 Mrd. Dollar anwachsen wird“, so Häusler. Investoren würden den Sekundärmarkt beispielsweise nutzen, um ihr Private-Equity-Portfolio geografisch umzuschichten, oder sie trennten sich vor Laufzeitende von Fondsanteilen, sobald der Fonds seine Investmentphase abgeschlossen habe. „Das ist für Investoren interessant, die stark auf Co-Investments setzen“, sagt Häusler.

Co-Investments als Treiber für Secondaries

Co-Investments sind individuelle Absprachen zwischen einem Fondsmanager und einem Investor abseits des Fondsinvestments, bei dem ein Investor zusammen mit der Private-Equity-Gesellschaft direkt in ein Unternehmen investiert. Für gewöhnlich werden diese finanziell lukrativen Co-Investments Investoren nur dann angeboten, sofern sie auch auf konventionellem Weg in den Fonds investieren. Sobald ein Private-Equity-Fonds die Investmentphase jedoch abgeschlossen hat, haben stark auf Co-Investments ausgerichtete Investoren einen Anreiz, Liquidität aus dem Fonds abzuziehen und stattdessen in einen Fonds zu stecken, der noch investiert und auch Co-Investments ermöglicht.

Ein anderer Wachstumstreiber für die privaten Sekundärmärkte waren die verstopften Exitmärkte für Private Equity. Mit der Rückkehr der Zinsen im Sommer 2022 kam der M&A-Markt nahezu komplett zum Erliegen. Auch über die Börse wurden Private-Equity-Manager ihre Portfoliounternehmen nicht los – zumindest nicht für den gewünschten Preis. Um ihren Fondsinvestoren dennoch Kapitalrückflüsse zu ermöglichen, verkauften Private-Equity-Manager Portfoliounternehmen an sich selbst und verschoben diese in sogenannte Continuation Funds.

Ardian hält Secondaries-Markt für unterkapitalisiert

Diese Transaktionsform nennt sich im Fachjargon „GP-led Secondaries“. Das Volumen dieser von Private-Equity-Managern (GP) initiierten Deals erreichte 2024 ebenfalls einen Rekord. Mit 75 Mrd. Dollar machten die GP-Deals rund 46% des Gesamtmarktvolumens aus. In den beiden Jahren zuvor betrug das GP-Volumen konstant 52 Mrd. Dollar, wie aus dem Jefferies-Report hervorgeht. Secondaries-Investoren werden dabei nicht müde zu betonen, dass die GP-Deals nicht nur aus der Not geboren seien, sondern auch dann noch Bestand hätten, wenn der M&A-Markt wieder anspringe.

Für Häusler ist die Verfügbarkeit von Kapital im Sekundärmarkt immer noch ein Flaschenhals. „Wir sehen den Markt nach wie vor eher unter- als überkapitalisiert.“ Es gebe nur wenige Käufer, die in der Lage seien, komplexe, milliardenschwere Secondaries durchzuführen. Die durchschnittliche Transaktionsgröße lag 2024 laut Jefferies bei 425 Mill. Dollar. Ardian hat den eigenen Secondaries-Fonds dieses Jahr bei 30 Mrd. Dollar geschlossen – eine Rekordgröße in der Branche. Rund die Hälfte dieser Milliarden ist bereits investiert. „Wenn wir vor 15 Jahren über große Transaktionen gesprochen haben, dann war von 1 Mrd. Dollar die Rede“, sagt Häusler. Heute spreche man eher von 2 Mrd. Dollar und mehr.

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