KommentarErneuerbare Energien

Renewables als Verlierer der Europawahl

Die Aktien vieler auf erneuerbare Energien spezialisierter Unternehmen verzeichnen nach der Europawahl Verluste. Doch bereits vor der Wahl hatten die Aktien aus diesem Sektor an Attraktivität verloren.

Renewables als Verlierer der Europawahl

Erneuerbare Energien

Verlierer der Europawahl

Von Dieter Kuckelkorn

Neben der SPD und den Grünen gibt es einen weiteren Verlierer der Europawahl: die Aktien vieler auf erneuerbare Energien spezialisierter Unternehmen. So hatte am Montag Windenergiespezialist Nordex einen Kursverlust von fast 3% hinzunehmen, während sich die Titel des dänischen Wettbewerbers Vestas um immerhin knapp 2% erleichterten. SMA Solar ermäßigten sich um fast 2%. Das Kalkül der Investoren ist dabei klar: Mit den großen Erfolgen von Parteien wie der AfD, der österreichischen FPÖ und dem französischen Rassemblement National von Marine Le Pen nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, dass es zu einer stärkeren Förderung von und Umstellung auf erneuerbare Energien kommt, so wie es Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit ihrem „Green Deal“ anstrebt. Diese Initiative, die Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen soll, dürfte auf erheblichen Widerstand von EU-Mitgliedstaaten stoßen, sollten Parteien wie Rassemblement National und FPÖ bald in führender Position an Regierungen in ihren Ländern beteiligt sein – wonach es derzeit aussieht.

Allerdings hatte die Attraktivität der Aktien aus dem Sektor bereits vor der Europawahl deutlich nachgelassen. So ist der Aktienkurs von SMA Solar seit Sommer 2023 kontinuierlich gesunken und hat sich in dieser Zeitspanne mehr als halbiert. Das Allzeithoch von Nordex stammt noch aus dem Jahr 2001, und seit 2003 bewegt sich die Aktie seitwärts. Wettbewerber Vestas hat seit dem Rekordhoch von 2021 deutlich an Wert eingebüßt. Und die Aktie des norwegischen Wasserstoffspezialisten Nel, der heute zu rund 7 nkr notiert, war im Jahr 2000 mehr als 400 nkr wert.

Zurückzuführen ist die Börsenmisere des Sektors darauf, dass diese Energiequellen schlicht nicht wettbewerbsfähig sind gegenüber fossilen Energien, während die einst umfangreiche staatliche Förderung wegen schwacher Konjunktur und den Belastungen des Ukraine-Kriegs europaweit nicht aufrechterhalten werden konnte. An dieser Faktenlage hätte übrigens auch ein europaweiter Wahlsieg grüner Parteien auf längere Sicht wenig geändert.

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