Washington

Republikanern steht ein verbissener Zweikampf bevor

Mit Blick auf 2024 hat der lange Wahlkampfmarathon in den USA bereits begonnen, und bei den Republikanern haben sich zwei klare Favoriten herauskristallisiert: Der ehemalige Präsident Donald Trump und Florida-Gouverneur Ron DeSantis dürften sich ein hartes Duell liefern.

Republikanern steht ein verbissener Zweikampf bevor

Die US-Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus. Schon im August wird die erste Fernsehdebatte der republikanischen Kandidaten stattfinden, und wenige Monate danach beginnen die Vorwahlen. Inoffiziell hat das Rennen um den Chefsessel im Weißen Haus aber längst begonnen, und Experten glauben bereits zu wissen, welche Kandidaten das Rennen machen werden: Favorit ist Ex-Präsident Donald Trump, der im November seine Kandidatur bekannt gab und nun damit rechnet, wegen Schweigegeldzahlungen an seine ehemalige Geliebte Stormy Daniels verhaftet zu werden. Die größte Gefahr für Trump stellt Floridas Gouverneur Ron DeSantis dar, der offenbar auch bald seinen Hut in den Ring werfen wird.

Selbst nach dem Aufstand im Kapitol und zahlreichen strafrechtlichen Ermittlungen sonnt sich Trump nach wie vor in der unerschütterlichen Loyalität seiner glühendsten Anhänger. Sollte er demnächst tatsächlich verhaftet werden, wird er sich gegenüber Wählern erneut als unschuldiger Märtyrer vermarkten, der deswegen erst recht wiedergewählt werden müsse.

Wade Miller, der aus Alabama zu der Conservative Political Action Conference (CPAC) nach Washington gereist war, spricht vielen Republikanern aus der Seele: „Wir werden dem größten Präsidenten in der Geschichte, der strengere Waffengesetze ablehnt, eine Mauer bauen wollte und Richter ernannte, die Abtreibung verboten haben, niemals den Rücken kehren“, so der Kfz-Mechaniker. Das Problem für andere Kandidaten: Republikaner wie Miller machen ein knappes Drittel aller Wähler aus, und dagegen anzukämpfen, wagen nur wenige. Ein Senkrechtstarter, den der Trubel um Trump kalt lässt, könnte dem 45. Präsidenten aber gefährlich werden, nämlich der 44-jährige DeSantis.

Als sich der Jurist 2018 um das Gouverneursamt in seinem Heimatstaat bewarb, trat er als loyaler Anhänger des amtierenden Präsidenten auf. Als Regierungschef in Florida verfolgte er in seiner ersten Amtsperiode wie auch Trump eine erzkonservative Agenda. Der ehemalige Kongressabgeordnete ging scharf gegen illegale Einwanderer vor, lehnte während der Corona-Pandemie Lockdowns ab und profilierte sich als Gegner der „Woke“-Bewegung, die ethnische, sexistische und soziale Diskriminierung geißelt.

Im vergangenen November belohnten Wähler DeSantis mit einem Erdrutschsieg, und nun hat der Gouverneur offenbar Blut geleckt. Denn auch wenn die offizielle Bekanntgabe seiner Kandidatur noch aussteht, läuft die Wahlkampfmaschine bereits auf Hochtouren. Ständig kritisiert er Präsident Joe Biden, unter anderem dessen Militärhilfe für die Ukraine ebenso wie seine „verschwenderische Ausgabenpolitik“. Mittlerweile zieht er aber auch gegen sein ehemaliges Vorbild Trump zu Felde, den DeSantis bezwingen muss, wenn er gegen Biden oder einen anderen demokratischen Präsidentschaftskandidaten antreten will.

Das bewies kürzlich ein Auftritt in Kalifornien. Seine Regierung in Florida sei im Gegensatz zu der eines gewissen Ex-Prä­sidenten nicht von Palastintrigen, einem Personalkarussell und ständigem Drama geprägt, „sondern funktioniert mit chirur­gischer Präzision“, so DeSantis. Das Risiko für Trump sehen auch Experten wie Joe Walsh. „DeSantis ist eine jüngere, klügere und vor allem berechenbare Version von Trump, und das kommt bei Wählern gut an“, sagt Walsh.

Für DeSantis spricht einiges: Vielen Umfragen zufolge liegen die beiden Spitzenreiter in einem Kopf-an-Kopf Rennen, dies, bevor der Gouverneur seine Kandidatur überhaupt bekannt gegeben hat. Auch fällt Trumps Medienpräsenz kaum noch ins Gewicht. Twitter hat er trotz der Aufhebung seiner Sperre durch Elon Musk bisher nicht genutzt. Zudem haben ihm konservative Medien wie Fox News den Rücken gekehrt. Trumps womöglich größte Hypothek: Die Milliardäre Charles und David Koch, einflussreiche republikanische Spender, haben dem Ex-Präsidenten das Vertrauen entzogen und wollen schon während der Vorwahlen DeSantis unterstützen. In einem Land, wo Geld Wahlen entscheiden kann, könnten die reichsten Spender durchaus das Zünglein an der Waage spielen.